Die Frage nach den Tätern und andere Fragen, die nicht (mehr) gestellt werden (1)
Betrachtungen von Clara Thümmler, Boris Kagarlitzky, Barry Grey, Rainer Rupp, Cora Simon, Michael C. Ruppert, Alexandra Bader, Daniel Schulz, Andreas von Bülow, Mumia Abu-Jamal, Regina Schwarz...
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4. Was geschah am 11. September am Pentagon?
5. Was wußte Präsident Bush?
6. Was geschah am 11. September mit dem World Trade Center?

Einige offene Fragen

Artikel von Clara Thümmler in 'Ossietzky' Nr. 19 vom 22.09.2001

Woher eigentlich kennen nach den Anschlägen vom 11. 9. die Verantwortlichen von Anfang an den Namen des Täters hinter den Tätern so genau - vor Abschluß der Ermittlungen?

Wir haben keine andere Informationsquelle: Wir sitzen vor Fernseh- oder Rundfunkgerät und gucken und lauschen. Die Informationen, die uns erreichen, werden zu virtueller Realität. Manchmal fallen Widersprüche auf, ergeben sich Fragen, kleinere, größere, die sich allesamt in der übergreifenden Frage bündeln: Woher eigentlich kennen die Verantwortlichen von Anfang an den Namen des Täters hinter den Tätern so genau - vor Abschluß der Ermittlungen? Den Täter, den zu jagen der "Kreuzzug" ausgerufen wird, der "erste Krieg des 21. Jahrhunderts" geführt werden soll...

Die Rede ist derzeit von 19 Selbstmordterroristen, die die vier Flugzeuge in ihre Gewalt gebracht hatten. Wie wurde diese Zahl ermittelt? Ein Passagier der in Pennsylvania abgestürzten Maschine sprach unmittelbar davor von nur drei Entführern. Ist es denkbar, daß man von den Passagierlisten einfach alle arabisch klingenden Namen zusammengezählt hat und so auf 19 kam?

Es wurde mehrfach - und zwar regierungsamtlich - erklärt, der Selbstmordangriff auf das Pentagon habe ursprünglich dem Weißen Haus beziehungsweise der Präsidentenmaschine gegolten. Woher stammt diese Vermutung? Es gab keine Überlebenden.

Mehrfach wurde in den Medien von Abschiedsbriefen der mutmaßlichen Entführer berichtet. Von dem Verfasser eines dieser Briefe - und zwar von einem der Männer, die lange in Deutschland gelebt haben -, wurde in den Nachrichten das US-amerikanische Fahndungsersuchen gezeigt.Es trug den Zusatz "suicid". Wieviele der 19 verdächtigten Männer hinterließen derartige "suicid"-Briefe? Sind es private Abschiedsbriefe, oder enthalten sie ein Bekenntnis zur beabsichtigten Tat? Wenn es Bekennerbriefe waren, die Motive und Hintergründe offen legen - warum wurden sie der Öffentlichkeit bisher vorenthalten?

In den vier entführten Maschinen befanden sich einschließlich der Entführer insgesamt etwa 250 Passagiere. Da jede Maschine etwa 200 bis 300 Plätze hat, waren nicht annähernd alle Plätze dieser Maschinen belegt. Wie erklärt sich diese geringe Auslastung von Flugzeugen bei US-Langstreckenflügen?

Es wird gemeldet, unmittelbar nach Bekanntwerden der Entführung seien Abfangjäger der US-Luftwaffe gestartet, hätten aber leider die entführten Maschinen vor ihrem Crash mit dem World Trade Center knapp verfehlt. Greift in den USA bei Flugzeugentführungen immer die Luftwaffe ein? Zu welchem Zeitpunkt hat man gewußt, daß es sich um Selbstmordattentate handelte?

Eine der vier entführten Maschinen stürzte in Pennsylvania ab. Es wurde abwechselnd erklärt, die Maschine sei von der US-Luftwaffe abgeschossen worden oder bei einem Befreiungsversuch der Passagiere abgestürzt. Woher stammen diese widersprüchlichen Meldungen? Liegen den Ermittlern inzwischen gesicherte Erkenntnisse zur Absturzursache vor? Der Selbstmordangriff auf das Pentagon erfolgte fast eine Stunde nach dem ersten Attentat auf das World Trade Center. Warum wurde es nicht durch Abfangjäger der US-Luftwaffe verhindert, wenn diese bereits alarmiert waren?

Wiederholt wurde berichtet, den zuständigen US-Behörden seien Warnungen von einem geplanten Anschlag zugegangen (von der ägyptischen Regierung, vom französischen Geheimdienst, schließlich von einem iranischen Häftling in bundesdeutscher Abschiebehaft). Es fehlt jeder Kommentar, warum diese Warnungen nicht beachtet wurden. Es gibt bis jetzt niemand, der sich zu den Attentaten bekannt hat. Ein ehemaliger israelischer Geheimdienstleiter machte darauf aufmerksam, daß verschiedene Gruppen als Urheber in Frage kämen. Deutsche Ermittler stellten mehrfach fest, nachweisliche Verbindungen zwischen den mutmaßlichen Attentätern aus Hamburg/Harburg/Bochum und dem islamischen Fundamentalisten bin Laden könnten nicht festgestellt werden. Warum wird bin Ladens Verantwortung für das Geschehen in New York und Washington von den Medien nicht hinterfragt?

In ersten Fernsehberichten über die weltweiten Reaktionen auf die Terroranschläge wurden immer wieder Aufnahmen mit vor Freude tanzenden und fröhlichen schreienden palästinensischen Kindern gezeigt. Was rufen diese Personen? In einer Sendung des Mitteldeutschen Rundfunks mit Klaus Bednarz übersetzte ein arabischer Talk-Gast diese Rufe mit: "Wo sind die Millionen? Her mit den Millionen!" Stand der Jubel überhaupt im Zusammenhang mit den Attentaten von New York und Washington? Von wem stammen diese Aufnahmen? Wer hat sie zu diesem Zeitpunkt in die Nachrichten gebracht?

Lückenhafte Beobachtungen, abgeleitet aus lückenhaftem Medienkonsum. Fragen und Widersprüche, ungeordnet, offen für Vervollständigung durch den Leser.

Fragen und Widersprüche: Die Öffentlichkeit eines Landes, dessen Regierung es in einen Krieg zu stürzen gedenkt, hat ein Recht auf Antworten.

Quelle: http://www.linksnet.de/artikel.cfm?id=497


Reichstagsbrandstiftung in New York

Artkel von Boris Kagarlitzky in 'junge Welt' vom 24.09.2001

Die Terrorattacke vom 11. September ist bereits mit Pearl Harbor und dem Untergang des U-Bootes Kursk verglichen worden. Michail Gorbatschow erblickte eine Ähnlichkeit mit Tschernobyl - der womöglich präziseste Vergleich, wenn man die Erschütterung und Schande in Betracht zieht, welche die US-Regierung erleben mußte. Dort wie hier offenbarten sich erst Inkompetenz sowie Hilflosigkeit und dann - verzweifelte Versuche, "die Ehre zu retten".

Es gibt allerdings einen anderen Vergleich: die Reichtagsbrandstiftung. Die antiarabische und antimuslimische Hysterie, die nach dem Desaster weltweit um sich greift, legt es nahe, Parallelen zu den 30er Jahren herzustellen. Die US-Behörden fingen sofort an, nach Schuldigen ausgerechnet unter den Arabern zu suchen, bin Laden ist praktisch zeitgleich mit der Katastrophe beim Namen genannt worden, während andere Versionen fast ungeprüft blieben.

In den ersten Minuten hegte wohl kaum jemand ernsthafte Zweifel an der "arabischen" Herkunft der Anschläge (der Autor dieser Zeilen war keine Ausnahme). Doch mit den sich mehrenden Beweisen und Argumenten, die die "arabische" Version untermauern sollen, nehmen die Zweifel zu. Der Moskauer Politologe Wjatscheslaw Nikonow bemerkte in einem TV-Kommentar, daß die Schuldigen entweder gefunden oder ernannt werden. Und fügte zynisch hinzu: Für Rußland wäre es von Vorteil, wenn das die Taliban und bin Laden sein werden.

Bin Laden, ein US-Mythos

Die weitere Entwicklung entsprach genau diesem Szenario. Man fahndete nach Arabern mit Pilotenausbildung - in der festen Überzeugung, daß kein anderer Mensch zu einem solchen Attentat fähig wäre. Auf der Verdachtsliste standen auch jene Piloten, die nur winzige Sportmaschinen fliegen konnten, - einfach weil sie Araber waren. Es fanden sich unzählige Indizien, und die Presse meldete unwiderlegbare Beweise an. Zweifel aber sind geblieben: Die superprofessionellen Terroristen begingen elementare Fehler und hinterließen Berge von Spuren, wie etwa eine Kreditkarte, mit der all ihre Tickets bezahlt worden sind.

Es ist allgemein bekannt, daß terroristische Organisationen der Islamisten von westlichen Geheimdiensten nicht nur sorgfältig observiert werden, sondern von der saudischen Aufklärung auch noch durch und durch infiltriert sind. Die vermeintlichen Selbstmordpiloten waren laut offizieller Version Saudis. Es ist wenig wahrscheinlich, daß die mit der CIA eng verbundene saudische Aufklärung die Planung einer großen Operation gegen die USA unter ihrer Nase zugelassen hätte.

Zwei Tage später war bekannt geworden, daß mindestens zwei der nach Pressedarstellung unwiderlegbar überführten Terroristen nicht an Bord des Flugzeuges gewesen sind. Und der Dritte verstand es allem Anschein nach nicht, eine Boeing zu fliegen. Doch das hat die "arabische Version" nicht ernsthaft erschüttert. Man denkt da an jenen Menschen, der unter der Laterne nach dem verlorenen Schlüssel sucht, weil es dort heller ist. Man sollte dem Moskauer Talkshowmaster Alexander Gordon recht geben, der in zwei russischen Fernsehkanälen die Vermutung geäußert hat, daß hinter den Verbrechen nicht die Islamisten, sondern jene Gruppen ultrarechter "Milizen" stehen könnten, die die Explosion in Oklahoma City organisiert haben. Einige amerikanische Websites weisen auf eine ähnliche Handschrift hin (bis hin zur Weigerung, die Verantwortung für den Anschlag zu übernehmen).

Die Reaktion von bin Laden ist auf ihre Weise bezeichnend. Er billigte den Terroranschlag, wies aber die "Autorenrechte" von sich und machte keinen Hehl aus seinem Neid gegenüber den Organisatoren. Es wäre allerdings falsch, New York nur als Fortsetzung der Explosion in Oklahoma zu betrachten. Die Dimension der Aktion ist unvergleichbar. Eine Dimension, die weder bin Laden noch den ultrarechten Milizen zuzumuten ist.

Die Analyse der Geschehnisse macht deutlich, daß die einzelnen Elemente der Terroroperation, etwa die Einschleusung von Messern, der Einbruch ins Cockpit usw., zwar recht einfach zu realisieren waren, doch die gegenseitige Abstimmung und Koordination der Handlungen, die oft in verschiedenen Teilen des Landes zu machen waren, ist ein ungemein schwieriges Unterfangen.

Die Operation des 11. Septembers erforderte gigantische Bemühungen im Management und der Kontrolle, also logistics, fine tuning, wie die Amerikaner sagen. Und eben das verweist nicht auf arabische Terroristen. Der Vorteil des islamischen Terrorismus liegt in dessen simpler Organisation, seine unbesiegbaren Elemente sind Spontaneität und Unberechenbarkeit. Alle Gruppen agieren autonom. Selbst die Zerschlagung der Kommandozentralen beeinflußt die Gesamtsituation in keiner Weise, denn jeder Kämpfer Allahs kann auf sich allein gestellt handlungsfähig bleiben.

Das, was sich am 11. September ereignet hat, ähnelt weniger dem arabischen Terrorismus, sondern eher den amerikanischen Vorstellungen über denselben. Bin Laden ist ohnehin ein amerikanischer Mythos - diese Person gibt es zwar, doch sie ist bei weitem nicht so einflußreich und machtvoll, wie es dargestellt wird. Die Amerikaner haben eine globale kriminelle Organisation mit einer zentralisierten Leitung und dem Chefschurken erfunden, der alle Fäden aus einem geheimen Verlies wie in James-Bond-Filmen zieht.

Bin Laden ist in der Tat kein Organisator, sondern der Generalsponsor des Terrorismus. Er gibt das Geld für die Unterstützung von Terrorbrigaden aus, die relativ selbständig in verschiedenen Teilen der Welt operieren.

Handschrift eines All-Star-Teams

Die Aktion am 11. September wurde auf mehreren Ebenen koordiniert und makellos durchgeführt. Drei von den vier gekidnappten Jets haben ihre Ziele getroffen. Eingedenk des Ausmaßes der Operation ist das eine selten anzutreffende Effizienz - selbst für professionelle Sonderdienste. Dafür braucht man nicht einfach Profis, sondern ein All-Star- Team. Man wird erst nach einer langen Karriere zum Profi einer solchen Ebene. Niemand kann es schaffen, Erfahrungen im Terror zu sammeln, ohne in Erscheinung getreten zu sein. Und hier geht es doch um eine komplette Struktur.

Andererseits werden falsche Indizien ins Spiel gebracht, die die Fahnder in eine Sackgasse führen, aber ganz offensichtlich auf eine "arabische Spur" hinweisen. Die Verantwortung für die Anschläge wird nicht übernommen. Woran erinnert das? So agieren Sonderdienste und - manchmal - radikale rechte Organisationen.

Einige Kommentatoren haben bereits bemerkt, daß eine derart komplizierte Attacke, wie am 11. September, die Möglichkeiten der Terroristen überfordern würde. Nur einer (oder mehrere) Sonderdienste wären dazu fähig. Aber das Problem liegt ja darin, daß kein einziger Geheimdienst eine ähnliche Operation verwirklichen konnte. Dieser Terroranschlag bedurfte einer sorgfältigen Planung, es sollte eine Unzahl Menschen geworben werden, die dann (wären es Ausländer) über die Grenzen einzuschleusen wären. Die Ausmaße der Operation, ob durch Terroristen oder Geheimdienstler realisiert, hätten früher oder später zu einem Fehler und die ganze Kette zu Bruch führen müssen.

Der Schlag war so ungeheuer geworden, weil man ihn so nicht erwartet hat. Doch was hat das zu bedeuten? Die Massenmedien und auch die US-Filmindustrie sprechen schon seit längerem von der Gefahr des islamischen Terrorismus, aber der reale Schlag trug eine überraschende Form und kam aus einer Richtung, die man nicht vermutet hatte. Ein Spruch besagt, Armeen bereiten sich immer auf einen früheren Krieg vor. Das muß so nicht immer zutreffen. In diesem Fall geht es jedoch nicht um einen anderen Krieg, sondern um einen anderen Gegner.

Luftangriff wie auf Bagdad

Es scheint, daß die Operation von Leuten vorbereitet wurde, die nicht nur Freizügigkeit innerhalb des Landes besaßen, sondern auch außerhalb jedes Verdachts standen. Sollten das Profis sein, dann haben sie ihre Erfahrungen nicht im terroristischen Untergrund gesammelt.

Aber auch nicht in den Geheimdiensten. Bush war es vielleicht nicht bewußt, wie recht er mit seiner Feststellung behielt, die Ereignisse des 11. Septembers wären gleich Krieg. Es geht weder um eine Sonderoperation noch um einen Terroranschlag, es geht vielmehr um einen gut geplanten militärischen Luftangriff.

Ein solches Fach wird in den Aufklärungsakademien und Freischärlerlagern nicht gelehrt. Dort kann man durchaus eine Pilotenausbildung erhalten, aber wo lernt man die Planung militärischer Luftoperationen? Die Luftattacke ist nach denselben Regeln erfolgt wie die amerikanischen Bombardements von Bagdad und Belgrad. Dieselbe sorgfältige Zielauswahl, die gleichen punktuellen Schläge. Die Ziele sind politisch und nach symbolischer Wichtigkeit bestimmt worden. Die Terroristen hatten nicht vor, das Land zu zerstören, sonst wären die Flugzeuge nicht auf Pentagon und World Trade Center abgestürzt, sondern auf nukleare Objekte. Dann ginge es nicht um Tausende, sondern um Millionen Opfer.

Der Luftangriff wurde nach einigen Angaben durch elektronische Attacken gegen Luftabwehrsysteme begleitet, wie es während der letzten Kriege üblich war. Weder die irakische noch die iranische Aufklärung wären dazu imstande gewesen. Was die Ideologen der tschetschenischen Islamisten auch schreiben mögen, die Russen oder Israelis würden die USA schlecht in die Luft jagen wollen.

Unmöglich ist auch die Vermutung, daß die US- Sonderdienste dermaßen verrückt gespielt hätten, um mit den eigenen Händen das Heimatland zu sprengen.

Es waren also keine Terroristen und keine Geheimdienste, wer oder was dann? Die Attacke gegen New York und Washington ist allem Anschein nach aus dem Inneren des eigenen Landes vorbereitet worden. Und zwar durch Bürger, die militärisch erfahren genug, aber abhold jeden Verdachts waren. Das konnten ehemalige Militärs sein, wahrscheinlich mit einer verdienstvollen Vita und guten Seilschaften in Geheimdiensten und Armee. Sie könnten nach Bedarf "Personen arabischer Nationalität" ohne deren Wissen ausnützen. Im letzten Fall zwingen sich Parallelen auf zwischen diesen Ereignissen in Amerika und den Wohnhausexplosionen in Moskau 1999. Die Hitleristen haben schließlich auch Kommunisten als Brandstifter des Reichstags aufgeboten.

Mit anderen Worten: Es kann also nicht nur um ultrarechte "Volksmilizen" gehen, sondern um eine Verschwörung von ganz anderer Dimension, mit derselben Ideologie, doch mit völlig anderen Potenzen. Sollte es wirklich so gewesen sein, dann ist das Geschehene erst der Anfang. Die Haßwelle gegenüber Moslems und Immigranten, neue Bombardements im Nahen Osten und - schließlich - die Wiederherstellung westlich-christlicher Zivilisationswerte, die durch alle möglichen Liberalen unterminiert wurden. Eine Verschwörungstheorie mehr? Aber Terrorakte sind ohne Verschwörung undenkbar, insbesondere jene solcher Dimension.

Mit der "arabischen" Version lassen sich überdies die Meldungen über Broker nicht vereinbaren, die kurz vor der Attacke Aktien der mit dem WTC arbeitenden Versicherungsgesellschaften verkauft haben sollen. Diese Tatsachen sollen erst geprüft werden: Sollten sie sich bestätigen, so hieße es, daß offenbar jemand über wertvolle Insider-Informationen verfügt hatte. Und dieser Jemand dürfte mit den Islamisten nichts gemein haben.

Erst Strafe, dann Verbrechen?

Wer auch immer hinter den Anschlägen in Washington und New York gestanden haben soll, in Rußland und Israel haben sie die Rolle des neuen Reichtstagsbrandstifters bereits gespielt. Die äußere Rechte und Verfechter "westlicher Zivilisationswerte" riefen unisono zur Vergeltung auf. Ein vielstimmiger Chor tönt: Muslime sind Barbaren, Untermenschen, mit denen keine Verhandlungen möglich sind. Sie seien anders als wir und unsere Kriterien von Demokratie und Persönlichkeitsrecht gelten nicht mehr im Umgang mit ihnen. "Keine Angst vor unpopulären Maßnahmen", hört man sagen. "Laßt uns durch demokratische Formalitäten nicht binden", fügen andere hinzu.

Hinter Allgemeinplätzen steht konkreter Sinn. Das Minimalprogramm: Verhaftungen ohne Order, Massenabschiebungen, reihenweise Durchsuchungen. Das Maximalprogramm: Genozid. Ein Moskauer Politologe mit dem programmatischen Familiennamen Satanowski ruft vom TV-Bildschirm dazu auf, was Präsident Putin einmal vorgeschlagen hatte: abknallen, umlegen. Massive Repressionen würden natürlich zum massiven Widerstand führen und die Feinde vermehren. Ist das etwa jenen nicht klar, die uns heute mit der muslimischen Bedrohung einschüchtern? Doch, das verstehen sie sehr wohl. Nur sie glauben schlicht und einfach an eine Endlösung. Wenn nicht im Weltmaßstab, so wenigstens auf einem begrenzten Areal.

Die US-Administration meinte es sicher nicht ganz ernst mit ihrer Erklärung, sie hätte Schuldbeweise betreffend bin Laden. Seine Schuld kann nur vor einem Gericht nachgewiesen werden. Dafür würde man mindestens ein Jahr brauchen, selbst wenn die Terroristen erfolgreich entlarvt und gefangen werden sollten.

Um einen US-Bürger zu überführen, der einen Hamburger im McDonald's gestohlen hatte, soll eine Ermittlung durchgeführt, der Schuldige gefaßt und ein Verdikt der Geschworenen erzielt werden. Die amerikanischen Behörden wollen die Schuld eines ganzen Staates, Afghanistans, binnen weniger Tage ohne jede Gerichtsverhandlung beweisen. Aus den USA kommen Meldungen über Angriffe gegen islamische Zentren und Moscheen. Es ist ganz klar, daß die Muslime die bevorstehenden Bombardements und Offensiven mit Terror beantworten werden. Damit würden die erforderlichen Beweise erbracht. Ähnlich wie im Fall Milosevic: Er hatte zweifelsfrei Kriegsverbrechen begangen, doch alle ihm in Den Haag inkriminierten Tatsachen betreffen die Zeit nach dem Beginn der US-Bombenangriffe in Serbien. Das heißt also: Erst Strafe, dann Verbrechen, dann wieder Strafe. Auf diese Weise legt heute unsere "christliche Zivilisation" die Gerechtigkeit aus!

Der Faschismus des 20.Jahrhunderts kam im Ergebnis des wirtschaftlichen Zusammenbruchs von 1929-32 an die Macht. Das war ein in Militäruniform eingekleideter Faschismus. Die heutige Zeit ist eine andere. Die gegenwärtige Krise wird bereits als Wiederholung der großen Depression bezeichnet. Der jetzige Faschismus ist mannigfaltig und präventiv. Er greift von verschiedenen Seiten an und paßt sich mal dem Markenanzug eines respektablen Politikers, mal dem Cut kahlköpfiger Pogromaktivisten an. Er beginnt zu handeln, ohne die volle Entfaltung der Krise abzuwarten. Sie sind noch gar nicht an der Macht, aber der Reichstag steht schon in Flammen.

Quelle: http://www.jungewelt.de


Ist die Kriegsgeilheit größer als der Wunsch nach Wahrheit?

Eine Betrachtung von Regina Schwarz vom 3.10.2001

Zu wenig Aufmerksamkeit wird meiner Meinung nach in diesen politisch bewegten Tagen nach dem Attentat auf das World Trade Center, das Pentagon und das US-Außenministerium auf die kritische Bewertung der vorgeführten Fakten und Beweismaterialien gelegt und zuviel auf die Auseinandersetzung über die politischen Konsequenzen, die auf die vorausgesetzten Fakten einsetzte.

Gerade ein Ereignis von dieser politischen Tragweite auf die innen- und außenpolitischen Konsequenzen muß doch von den Untersuchungsbehörden der Staaten, die ihre „zivilisierte“ Rechtsstaatlichkeit anläßlich der Terroranschläge so betonen, mit dem Anspruch zivilisierter kriminalistischer Methodik untersucht werden, da doch die politischen Konsequenzen absolut von der Tatsache abhängen, wer diese Anschläge begangen hat.

Da ich den Eindruck gewonnen habe, daß die politisch Verantwortlichen der „zivilisierten Welt“ nicht als ersten Schritt feststellen wollten, wer die Anschläge begangen hat, bevor sie die politischen und militärischen Konsequenzen in Angriff nehmen, sondern genau umgekehrt vorgehen, glaube ich, daß ihnen die politischen Möglichkeiten, die sich für sie aus den Anschlägen ergeben wichtiger sind, als die wirkliche Festnahme und rechtsstaatliche Behandlung der Täter.

So gibt der US-Außenminister Colin Powell offen zu, daß die „Beweise“, die inzwischen den NATO-Ländern und ein paar anderen vorgelegt wurden „not evidence in the form of a court-case“ seien.(keine Beweise im Sinne einer juristischen Beweisführung vor Gericht)

Angesichts der von ihnen vorgeführten Trauer und wiederholter Beteuerung vor den Angehörigen der Opfer, daß es ihnen darum ging, die Täter zu fassen kommt mir die Vorgehensweise der politisch Verantwortlichen in den Regierungen heuchlerisch vor.

Ich kann nicht verstehen, warum die Verkündigung von der Medienanstalt CNN Stunden nach dem Anschlag, der für die Anschläge Verantwortliche sei ein islamischer Fundamentalist namens Osama bin Laden so widerspruchslos zur Grundlage aller weiteren politischen Diskussionen gemacht wurde.

Die öffentliche Proklamation eines Schuldigen durch einen Fernsehsender anstelle einer rechtsstaatlichen Institution entspricht doch wahrhaftig nicht dem Vorgehen eines zivilisierten Rechtsstaats, insbesondere, wenn man die Folgen, die so eine Medienproklamation zur Folge haben bedenkt. In einem zivilisierten Rechtsstaat wird damit der Tatbestand der Verleumdung und der üblen Nachrede erfüllt - wobei bei der Art der Darstellung nicht nur der von der Medienanstalt verleumdete Osama bin Laden von diesem Tatbestand betroffen ist, sondern eine ganze Religionsgemeinschaft diffamiert wird.

Konsequenz der Verleumdung und üblen Nachrede dieser Religionsgemeinschaft hat ein Ansteigen von rassistischem Verhalten gegenüber Mitgliedern dieser Religionsgemeinschaft sowie auch gegenüber atheistischen Menschen mit orientalischem Aussehen zur Folge, die die Verkünder der Idee, die Attentäter seien islamistische Fundamentalisten wohlwissend in Kauf genommen haben.

Ich würde sogar so weit gehen, daß auch die zivilisierten rechtsstaatlichen Institutionen, die diese Verkündigung nicht sofort als unrechtsstaatlich widerrufen haben, die Konsequenz der rassistischen Verfolgung und den Verleumdungstatbestand billigend in Kauf genommen haben, so daß man eigentlich insgesamt keine zivilisierte rechtsstaatliche Vorgehensweise erkennen kann.

Mit der öffentlichen Darstellung der Religionszugehörigkeit eines sogar nur vermeintlichen Täters wird hier bewußt Verhetzung einer Religionsgemeinschaft betrieben. Deshalb ist es mir absolut unverständlich, warum man dann im zweiten Akt beteuert, daß man jetzt auf keinen Fall rassistisch reagieren darf. Die Darstellung der Religionszugehörigkeit eines potentiellen Täters ist doch geradezu ein Aufruf zum Rassismus.

Ich kann doch auch nicht behaupten, die christlichen Fundamentalisten haben die Ureinwohner Nordamerikas ausgerottet, weil sie wollten, daß dieser Teil der Welt christlich wird und mich dann wundern, daß dadurch das Christentum in Verruf geraten könnte. Stattdessen muß ich doch sagen, daß es hat sich um europäische Eroberer gehandelt hat, die ihre Wirtschaftsinteressen verfolgt haben, damit nicht die ganze Religionsgemeinschaft der Christen kriminalisiert wird.(Um es mal mit dem ersten mir bekannten Terrorakt, der in Nordamerika stattfand zu vergleichen)

Nach meinem Eindruck wird hier eine Medienbehauptung als Grundlage zur Verbreitung von zielgerichtetem Rassismus und Kriegspropaganda gemacht. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu untersuchen, warum die Kriegsgeilheit in diesem Fall offensichtlich größer zu sein scheint, als der Wunsch nach Wahrheit ?

Da mir das im Moment zu weit führen würde, möchte ich im Folgenden die von mir wahrgenommenen Widersprüche und Fragen formulieren, die sich bei mir bei der Wahrnehmung der Ereignisse in den Medien eingestellt haben. Die mangelnde öffentliche Auseinandersetzung über diese Widersprüche und Fragen hat bei mir den Eindruck hinterlassen, daß die Untersuchung und Darstellung der Fakten zugunsten von Polemik und Propaganda vernachlässigt wird.

Beispielsweise frage ich mich, wie es möglich sein kann, daß mehrere Flugzeuge gleichzeitig entführt werden, von ihrem Kurs abkommen und dann eines davon unbehelligt in das Pentagon stürzen kann ? Ich gehe davon aus, daß es sich beim Pentagon um eines der am besten geschützten Gebäude der Welt handelt. Dann kann ich doch nicht annehmen, daß sich jeder kleine lebensmüde Cessna-Besitzer mit einer Ladung Sprengstoff an Bord in das Buch der Geschichte hätte eintragen lassen können ? Der Luftraum wird doch sowohl von zivilen als auch von militärischen Luftfahrtbehörden permanent mit Radarschirmen beobachtet. Wieso haben beide Institutionen dabei zugeschaut, wie mehrere Flugzeuge gleichzeitig von ihrem Kurs abkommen, also offensichtlich entführt wurden, ohne einzuschreiten ?

Warum war bereits nach einer Woche nach den Anschlägen überhaupt nicht mehr von dem parallel durchgeführten Autobombenanschlag auf das Außenministerium die Rede, obwohl die Ermittlungen dieses Anschlags sich doch offensichtlich einfacher gestalten haben müssen (Herkunft des Autos, Herkunft der Sprengmaterialien) ?

Warum stehen auf den von `Yahoo´ im Internet veröffentlichten Passagier- und Crewlisten der verunglückten Flugzeuge keine arabischen Namen (http://us.news2.yimg.com/f/42/31/7m/dailynews.yahoo.com/h/ap/20010912/us/attacks_victims_list.html) und gleichzeitig werden lauter arabische Namen als auf der Passagierliste stehende Täter in allen anderen Medien bekanntgegeben, ohne daß sie eine komplette Passagierliste veröffentlichen ?

Wie ist es möglich, daß man bereits einige Stunden nach dem Attentat eindeutig behauptet, den Verantwortlichen herausgefunden zu haben, obwohl man vorher überhaupt nichts gewußt haben will ? Das sieht doch eher danach aus, als weiß man viel, was man nicht zugeben will, und es gehört mit zum Plan den Verdacht von vorneherein auf eine falsche Fährte zu führen.

Falls es Menschen waren, die tatsächlich so raffiniert waren, diesen Anschlag an sämtlichen Geheimdiensten der Welt vorbei zu planen und auch im Nachhinein nicht erkannt werden wollen (weil sie keinen Bekennerbrief veröffentlichen), werden sie doch nicht gleichzeitig so unraffiniert sein, daß man ihnen Stunden später auf die Spur kommt. Es läge doch nahe, daß solche Täter wenn überhaupt, falsche Spuren und Beweismittel legen.

Wie ist es möglich, daß Behörden, die Stunden später die öffentliche Bekanntgabe eines sogenannten Verantwortlichen durch die Medien widerspruchslos hinnehmen und demnach akzeptieren, gleichzeitig so wenig über die Lage des Unglücksortes wissen, daß sie quasi halb Amerika zum Blutspenden auffordern, obwohl es nur wenige Schwerverletzte gibt. Da ich die Zahl der Schwerverletzten nirgendwo gefunden habe, sondern nur die Zahl der von Ärzten behandelten Verletzten mit 2000 angegeben wurde, gehe ich davon aus daß nur ein kleinerer Prozentsatz davon so schwer verletzt war, daß er eine Blutkonserve benötigte.

Genauso wenig war wohl über die Anzahl der gefundenen Leichen bekannt, als in den Medien noch zwei Tage später mehrfach verkündet worden war, daß überall in New York die Leichen- und Krankenwagen unterwegs seien.

Seltsam erscheint mir auch, daß nirgendwo die Zahl der tatsächlich aus dem World-Trade-Center evakuierten Personen auftaucht, wodurch man doch auch errechnen könnte, wie viele Personen sich möglicherweise noch im WTC aufhielten, als es einstürzte.

Mit diesem Fragen will ich nicht zum Ausdruck bringen, daß die geringere Zahl der Gestorbenen nicht zu Betrauern sei, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß man nicht spätestens einen Tag nach den Ereignissen eine genauere Kenntnisse die Zahl der Schwerverletzten und die Zahl der Evakuierten ermittelt haben konnte und unterstelle eine bewußte Übertreibung der Zahlen um die weltweite Trauer und Solidarität und das Ausmaß der politischen Konsequenzen zu steigern.

Desweiteren fällt mir auf, daß keine „bedeutende“ Person des Wirtschaftslebens ums Leben gekommen ist, obwohl ich doch davon ausgehe, daß im WTC viele hochrangige Persönlichkeiten aus Industrie und Wirtschaft gearbeitet haben. Ich vermisse darüber hinaus eine Veröffentlichung einer Auflistung der nationalen Zugehörigkeiten der Toten.

Ich gehe davon aus, daß es außer mir auch anderen Menschen aufgefallen ist, daß merkwürdige Unstimmigkeiten bei der öffentlichen Darstellung der Ereignisse auftreten. Desdo mehr wundere ich mich, daß es darüber keine öffentliche Diskussion gibt, die dazu beitragen würde, diese Unstimmigkeiten aufzuklären. Es drängt sich mir folglich der Schluß auf, daß eine Diskussion über diese Unstimmigkeiten unerwünscht ist, also tatsächlich die Aufklärung der Anschläge in den Vereinigten Staaten von offizieller Seite gar nicht angestrebt wird.

Die Tolerierung dieses offensichtlichen Opportunismus finde ich angesichts des Ausmaßes an Verletzten und Toten und insbesondere angesichts des Ausmaßes der politischen und militärischen Konsequenzen, die ohne zugrundeliegende Beweislage bereits im vollen Umfange umgesetzt werden, und weitere Menschenleben aufs Spiel setzen, unfaßbar.

Hier drängt sich mir geradezu die Idee auf, daß eine genaue Untersuchung vor einem kriegerischen Aktionismus deshalb nicht gewünscht wird, weil die Geheimdienste möglicherweise selbst beteiligt sind ?

Aus diesem Grunde wünsche ich mir die Auseinandersetzung über die Widersprüchlichkeiten und Auffälligkeiten in der Darstellung und öffentlichen Diskussion der Anschläge in den USA am 11.09.01.

Über einen Kommentar, eine Antwort auf meine Fragen und das Aufstellen weiterer Fragen würde ich mich sehr freuen.


Weitere offene Fragen

Artikel von Clara Thümmler in 'Ossietzky' Nr. 20 vom 6.10.2001

Aus der Gerüchteküche dampft und brodelt es, und dem arglosen Fernseh-Zuschauer und Radio-Hörer wird's nicht wohler. Er fühlt sich ausgeliefert, denn manche Teile des Puzzles passen ums Verrecken nicht.

So tauchte beispielsweise am 24. September gegen 13 Uhr auf der Videoschrift-Tafel 120 des Krawall-Senders RTL unter der Überschrift "Bush: Geschäfte mit Laden Bruder" folgender Text auf. "US-Präsident George W. Bush hat Ende der siebziger Jahre geschäftliche Beziehungen mit einem Bruder Osama bin Ladens unterhalten. Die Zeitung Daily Mail schreibt, Bush und Salem bin Laden hätten 1978 gemeinsam die Ölfirma Arbusto Oil Energy Company in Texas gegründet. Ein Freund von Bush wurde Repräsentant der Firma in Houston. Bush investierte 50 000 Dollar in das Unternehmen. 1978 kaufte Bush in bin Ladens Namen den Flughafen Houston Golf. Salem bin Laden starb 1983 bei einem Flugzeugabsturz in Texas."

An dieser Meldung, deren politische Bedeutung man schwer einzuschätzen vermag, ist vielleicht das Interessanteste, daß sie gegen 15 Uhr aus dem Videotext schon wieder verschwunden war und auch verschwunden blieb.

Allerdings erschien am 29. September eine Meldung, die Deutsche Bank sei über eine Investment-Tochter an Unternehmen der Familie bin Laden beteiligt...

Weil wir gerade bei Videotexten sind, noch eine Information, die mir nicht aus dem Kopf geht: Auf den Schrifttafeln verschiedener Sender war um den 26./27. September herum bei der Vorstellung des Pakets von Sicherheitsmaßnahmen am Rande auch von einem Verfahren die Rede, den Kurs entführter Flugzeuge von Bodenstationen aus zu ändern, die Flugzeuge also fernzusteuern. Ein solches Verfahren hatte ein Bundeswehr-Luftwaffengeneral bereits am 12. September in einem ARD-Interview als existent (dessen allgemeine Einführung zur Rettung von Geiseln jedoch als zu kostspielig) bezeichnet.

Offen bleibt nach wie vor folgende Frage: Aus dem Nachlaß eines der mutmaßlichen Attentäter werden immer mehr Papiere bekannt gemacht (deren eines, nebenbei, auch auf eine handfeste Paranoia schließen läßt). Bei so viel Selbstentäußerung nicht die Andeutung eines Programms oder von Absichtserklärungen, nichts von Verbindungen, kein Manifest, kein Bekenner-Text?

Beantwortet allerdings wurde inzwischen die letzte der von uns in Ossietzky 19/2001 aufgeworfenen Fragen, und zwar schon, als das Heft im Druck war, am 20. September durch die eindrucksvolle, verdienstliche Sendung des ARD-Magazins Panorama. Die Rede ist von Aufnahmen vor Freude tanzender Palästinenser, die uns tagelang wieder und wieder ins Haus gestrahlt worden waren. Panorama hat ermittelt, daß weder die Kinder noch die dicke Frau sich über das grausige Geschehen in New Yorks freuten. Ihnen waren Süßigkeiten und Kuchen für fröhliches Treiben vor der Kamera versprochen worden. Eine zweite Kamera hatte den Vorgang aus anderem Blickwinkel festgehalten. Da wurde dann die Inszenierung der Show ganz deutlich: Unbeteiligte Zuschauer, ein Einschreier, mehrmalige Wiederholungen, schließlich das lapidare Ende der Veranstaltung, und die dicke Frau geht gelassen davon... Von einer Entschuldigung der Sender, gerichtet am besten an das gesamte palästinensische Volk sowie an die irregeführte Weltöffentlichkeit, war bisher nichts zu hören. Auch nicht von einer Anzeige wegen Volksverhetzung.


Insiderhandel - In USA laufen Untersuchungen: Wußten Investoren vor den Anschlägen Bescheid?

Artikel von Barry Grey in 'junge Welt' vom 16.10.2001

In den zwei Wochen vor den Terroranschlägen vom 11. September auf New York und Washington gab es eine plötzliche und unerklärliche Welle von spekulativem Handel an den amerikanischen Aktien- und Anleihemärkten, die darauf hinweist, daß einige reiche Investoren mit guten Beziehungen im voraus von der bevorstehenden Katastrophe wußten. Diese Kreise setzten erhebliche Summen auf eine kommende große Krise, die den Wert der Aktien von Fluglinien, Touristikunternehmen und Versicherungsgesellschaften in den Keller treiben und das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft insgesamt unterminieren würde.

Die US-Börsenaufsicht SEC, der Secret Service und das FBI führen gegenwärtig Untersuchungen durch. Im Gegensatz zu der rund um die Uhr laufenden Berichterstattung über Warnungen vor neuen Terroranschlägen und Verhaftungen von Verdächtigen in den USA und Europa haben diese Untersuchungen in den Medien jedoch nur geringe Aufmerksamkeit gefunden.

Kurz angebunden hat die SEC bestätigt, daß sie verdächtige Finanztransaktionen daraufhin untersuche, ob sie mit terroristischen Organisationen in Verbindung stünden. Aber das schiere Ausmaß der in Frage stehenden Aktien- und Anleiheaktivitäten widerlegt den Verdacht, daß sie das Werk von Osama bin Ladens Guerillagruppen oder gar der Fanatiker sein könnten.

Das "Wall Street Journal" berichtete am 2. Oktober, daß sich der Secret Service der im Gang befindlichen Untersuchung verdächtiger Aktienverkäufe durch die SEC angeschlossen hat und jetzt umfangreiche Käufe von US-Schatzbriefen mit fünfjähriger Laufzeit unmittelbar vor den Attacken untersucht. Eine der Schatzbrieftransaktionen hatte allein einen Wert von fünf Milliarden Dollar.

Das Blatt schrieb: "Schatzbriefe mit einer Laufzeit von fünf Jahren sind in etwa die beste Investition im Fall einer Weltkrise, besonders wenn sie die USA trifft. Die Briefe beziehen ihre Attraktivität aus ihrer Sicherheit und ihrer Garantie durch die Regierung und erleben normalerweise ihre Hochzeit, wenn Investoren riskantere Investitionen wie Aktien meiden." Der Wert dieser Briefe ist seit den Ereignissen des 11. September stark gestiegen, wie das Journal anmerkte.

Der Artikel zitierte dann den Anlagestrategen Michael Shamosh mit den Worten: "Wenn jemand so etwas täte, dann im Fünf-Jahre-Sektor dieses Marktes. Er ist äußerst liquide, und die Spuren sind nur schwer zurückzuverfolgen."

Die SEC untersucht eine Welle von kurzfristigen Verkaufsaktivitäten bei verschiedenen Werten in den Tagen vor den Angriffen. Sie hat amerikanische Wertpapierhäuser aufgefordert, Kundenkonten und Belege offenzulegen. In der Woche vor dem 11. September mußten die Aktien von Fluglinien, Versicherungsgesellschaften, Touristikunternehmen und Finanzfirmen mit Büros im World Trade Center überdurchschnittliche Wertverluste hinnehmen, was nach den Anschlägen den Verdacht der Aufsichtsbehörde erregte. Nach den Angriffen waren diese Werte besonders stark von den Verkäufen an der Wall Street betroffen.

Die SEC war über ihre Untersuchung bisher alles andere als auskunftsfreudig. Dabei hat sie Wertpapierhäuser und Behörden in Europa, Kanada und anderen Ländern um Mithilfe gebeten. Aber am vergangenen Dienstag stellte die Vertretung der kanadischen Wertpapierhäuser eine Liste von 38 Aktienwerten in ihre Website ein, die ihr von der amerikanischen SEC übersandt worden war. Die amerikanische Agentur hatte die Kanadier gebeten, sich den Handel mit diesen Werten vom 27. August bis zum 11. September einmal genauer anzuschauen. Sobald die US-Beamten dieser Veröffentlichung gewahr wurden, verlangten sie von den Kanadiern, sie wieder aus dem Netz zu entfernen, was diese auch taten. Journalisten hatten jedoch die Liste zwischenzeitlich heruntergeladen, bevor sie wieder gelöscht wurde.

Die Liste enthält u. a. die Fluggesellschaften American, Continental, Delta, Northwest, Southwest, United und US Airways, den Flugzeughersteller Boeing und den Rüstungskonzern Lockheed Martin. Mehrere Versicherungskonzerne sind aufgeführt - American International Group, Axa, Chubb, Cigna, CNA Financial, John Hancock und MetLife. Auch finden sich zahlreiche große Firmen, die Büros im World Trade Center gemietet hatten: die Investmentfirmen Morgan Stanley und Lehman Brothers, die Bank of Amerika und der Finanzkonzern Marsh & McLennan. Auf der Liste stehen auch General Motors, American Express oder die Citigroup.

Bei seiner Aussage vor dem Ausschuß des Repräsentantenhauses für Finanzdienstleistungen sagte Dennis Lormel, der Chef der FBI-Abteilung für Wirtschaftskriminalität: "Bis jetzt gibt es noch keine Belege, ... daß jemand das ausgenutzt hat." "USA Today" zitierte jedoch den Mitbegründer von PTI-Wertpapiere, Jon Najarian, der als "aktiver Spieler" an der Optionsbörse von Chicago gilt, mit den Worten: "Die Volumina lagen weit außerhalb der Norm."

Es läßt sich im Moment nicht sagen, welche Personen, Gruppen oder Firmen im voraus Kenntnis von den Angriffen am 11. September hatten und dies nutzten, um Kasse zu machen. Man weiß auch nicht, ob jemand davon in den USA residiert. Aber die andernfalls unerklärliche Welle von Schatzbriefkäufen und von Blankoverkäufen bestimmter Aktien sind ein weiterer Hinweis darauf, daß an der Planung der Angriffe auch bestens ausgebildete Leute mit großem Vermögen beteiligt waren, die so manche Facette der amerikanischen Gesellschaft sehr genau kennen.

Quelle: http://www.jungewelt.de bzw. http://www.wsws.org/de/2001/okt2001/trad-o13.shtml


Pentagon-Dementis geplatzt - Selbstmordpiloten von New York und Washington wurden vom US-Militär ausgebildet

Artikel von Rainer Rupp in 'junge Welt' vom 19.10.2001

Trotz aller Dementis bestätigt sich nun der Verdacht, daß etliche der Terroristen vom 11. September in Basen des US-Militärs in den Vereinigten Staaten ausgebildet wurden. Dies wurde in einem Telefoninterview mit einem hochrangigen Offizier des Pentagon am letzten Freitag bestätigt. Bereits drei Tage nach den Angriffen auf das World Trade Center berichteten "Newsweek", die "Washington Post" und die Zeitungen der Knight-Ridder-Gruppe, daß mehrere der Terroristen während der 90er Jahre in US-Militäranlagen ausgebildet worden seien.

Unter dem Titel: "Angebliche Entführer wurden womöglich auf US-Militärbasen ausgebildet" ("Alleged Hijackers May Have Trained at U.S. Bases") hatten George Wehrfritz, Catharine Skipp und John Barry in Newsweek am 15. September berichtet, daß drei der Terroristen den Marineflughafen und das Ausbildungszentrum der US-Navy-Piloten in Pensacola, Florida, als ihre Adresse angegeben hatten. Auch wurde gemeldet, daß etliche der Terroristen an einem Militäraustauschprogramm in Pensacola teilgenommen hätten. Auf diesem US-Marineflughafen werden schon seit vielen Jahrzehnten Angehörige ausländischer Streitkräfte ausgebildet, aber das kann nur auf Bitte von Regierungen solcher Länder geschehen, die mit der US-Regierung eng befreundet sind.

Der Newsweek-Bericht berief sich u.a. auch auf Quellen im Pentagon, wonach mindestens zwei der Terroristen ehemalige saudische Luftwaffenpiloten waren, die in den USA auf militärischen Flugschulen ausgebildet wurden. Das würde auch die von vielen Luftfahrtexperten gestellte, aber bisher ungelöste Frage klären, wieso Piloten, die an kleinen Propellermaschinen an privaten Flugschulen in Miami ausgebildet worden sind, große Passagierjets fliegen und punktgenau steuern können. Einen Tag nach Erscheinen des Artikels gab es ein butterweiches offizielles Dementi des Pentagon zu der Angelegenheit. Seitdem ist es darum still geworden.

Dem mit staatlicher Vertuschung erfahrenen US-amerikanischen Journalisten und Publizisten Daniel Hopsicker ließ dies keine Ruhe. Hopsicker ist Autor des kürzlich erschienen Buches "Barry and the Boys" über die CIA, die Mafia und Amerikas dunkle Geheimnisse. Es ist die Geschichte von Barry Seal, einem der größten Drogenschmuggler in der US-Geschichte, der in einem Kugelhagel starb und in dessen Geldbeutel man die private Telephonnummer von George Bush fand.

In einem Interview mit Oberstleutlnant Catherine Abboyt vom Büro des Staatssekretärs im Pentagon hinterfragte Hopsicker das verschwommene Pentagon-Dementi vom 16. September. Phrasen wie: "Namensgleichheit bedeutet noch nicht unbedingt daß die (Militär)-Studenten auch die Entführer waren" ließen Hopsicker aufhorchen. Nachdem Abboyt sich durch die detaillierten Fragen Hopsickers (die Fragen und ein Gedächtnisprotokoll des Interviews liegen dem Autor vor) wiederholt in Widersprüche verwickelt hatte, erklärte sie schließlich: "Ich habe nicht die Berechtigung, Ihnen zu sagen, wer (welcher der Terroristen; Anm. R.R.) welche Schule besucht hat."

Damit ist das Dementi vom 16. September Makulatur. Offensichtlich existiert im Pentagon eine Liste mit den Namen der Terroristen, die auf US-Militärbasen ausgebildet wurden. Diese Enthüllung dürfte von erheblicher internationaler politischer Bedeutung sein und könnte in der breiten Öffentlichkeit immer deutlicher die Politik Washingtons, insbesondere die Bombardierung Afghanistans in Frage stellen. Die Beurteilung dieser brutalen Politik wird auch in Europa deutlicher. Die renommierte irische Tageszeitung The Irish Times veröffentlichte am Mittwoch einen Leitartikel mit dem Titel: "Die Afghanen - Opfer des US-Terrorismus".


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