"Der Krieg ist ein Verbrechen" und andere Stimmen gegen den Krieg
von Uri Avnery, Günter Grass, Ewald Lienen, Elisabeth Mann Borgese, Arundhati Roy, Gore Vidal, Sarah Wagenknecht, Ulrich Wickert, ver.di, Pax Christi, Johannes Grashof, Papst Johannes Paul II., Peter Handke, Elfriede Jelinek, Peter Turrini, Baltasar Garzon...

Wie die Bevölkerung für einen Krieg gewonnen werden kann

Mark Twain, 1916

Als nächstes wird der Staatsmann billige Lügen erfinden, die die Schuld der angegriffenen Nation zuschieben, und jeder Mensch wird glücklich sein über diese Täuschungen, die das Gewissen beruhigen. Er wird sie eingehend studieren und sich weigern, Argumente der anderen Seite zu prüfen. So wird er sich Schritt für Schritt selbst davon überzeugen, dass der Krieg gerecht ist und Gott dafür danken, dass er nach diesem Prozess grotesker Selbsttäuschung besser schlafen kann.


"Wenn man die ganze Welt mit Waffen versorgt..."

Ewald Lienen, Trainer des 1. FC Köln, in einer Grußbotschaft an die Teilnehmer der Kundgebung 'Kein Krieg' in Köln am 28.9.2001

Wir müssen die Spirale der Gewalt brechen! Wir dürfen jetzt nicht von Vergeltung, Hass und Krieg sprechen. Wir dürfen uns nicht nur mit den Schuldigen dieses grauenhaften Attentats beschäftigen. Wir müssen uns fragen, ob in unserer Weltordnung so alles stimmt.

Wenn man die ganze Welt mit Waffen versorgt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn Mord und Totschlag herrschen. Dieser Waffenfanatismus ist ein Unding. Noch ein Beispiel: In der ganzen Welt hungern Menschen, es wird aber weiter aufgerüstet, von Weltraumabwehrsystemen gesprochen. Das ist pervers.

Was sollen wir denn jetzt tun? Sollen wir etwa in Afghanistan einmarschieren, 10.000 andere, unschludige Menschen umbringen, Frauen, Kinder, Leute, die mit diesen schrecklichen Dingen nichts zu tun haben? Nein, das darf nicht passieren. Diese Vorfälle, so schlimm sie auch sind, sind auch eine Chance eines Neuanfangs. Für jeden einzelnen. Die Frage lautet doch: Wie kann ich Konflikte lösen? Indem ich keine Rache übe, sondern versuche, diese Probleme gemeinsam aus der Welt zu schaffen.


"Bin Laden ... Bush ... die Denkstrukturen sind die gleichen"

Ulrich Wickert, Tagesthemen-Moderator, in der Zeitschrift 'Max' vom 4.10.2001

Der Westen hat die tiefere Ursache für die Terroranschläge, die von Intellektuellen und nicht von Unterpriviligierten begangen wurden, anscheinend noch nicht verstanden. Sie waren wirklich, wie Gerhard Schröder sagte, ein Angriff auf die 'westliche Zivilisation', aber sie zielten nicht auf die (ethischen) Werte des Westens, sondern auf dessen Überheblichkeit und Materialismus. Als sei er von allen guten Geistern verlassen, erklärte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi nachdem er Bundeskanzler Gerhard Schröder zwecks Absprache im Kampf gegen Terrorismus getroffen hatte: "Wir sollten uns der Überlegenheit unserer Zivilisation bewusst sein, die aus einem Wertesystem besteht, das den Respekt der Menschenrechte und der Religion garantiert. Diesen Respekt gibt es in den moslemischen Ländern sicherlich nicht."

Dieser - pardon! - Schwachsinn - hat Methode. Denn Berlusconi hatte schon in der Woche zuvor bei dem Sondergipfel der Europäischen Union so gesprochen. Und da hätten ihm die Staats- und Regierungschefs Europas die Hammelbeine lang ziehen müssen. Aber nein, entweder denken sie genau so, oder geben sich zu vornehm.

Wenn aber die politischen Vertreter der westlichen Zivilisation solche Aussagen hinnehmen, dann verstärken sie das Gefühl der Erniedrigung in den islamischen Ländern und bestätigen, was Arundhati Roy, die wichtigste Schriftstellerin Indiens, dieser Tage sagt: "Osama Bin Laden ist das amerikanische Familiengeheimnis, der dunkle Doppelgänger des amerikanischen Präsidenten." Bush ist kein Mörder und Terrorist. Aber die Denkstrukturen sind die gleichen.

Auch Bush und Berlusconi sind eins. Denn beide sind gleich intolerant. Bush ruft zum Feldzug unter dem Motto 'unendliche Gerechtigkeit' auf, ohne daran zu denken, dass dies jeden Gläubigen zumindest im Islam beleidgen muss: denn die 'unendliche Gerechtigkeit' steht nur Allah zu. Also wird das Motto geändert in 'dauerhafte Freiheit'. Der Westen will seine Werte verteidigen, scheint sie aber immer weniger selbst zu kennen.


"Was hier vorbereitet wird, ist kein Kampf gegen den Terrorismus, sondern neuer Terror"

Sarah Wagenknecht auf dem Parteitag der PDS am 6.10.2001 (ein Tag vor Beginn der Bombardierung Afghanistans)

Die Grausamkeit menschlichen Leidens mißt sich nicht an der Intensität der Medienberichte. Es wird keine Kamera vor Ort sein, sollten afghanische Kinder unter US-Bomben ihr Leben verlieren. Und zur Wahrheit gehört: das Sterben von über einer Million irakischer Kinder an den Kriegs- und Embargofolgen, Krankheit und Tod jugoslawischer Kinder infolge eingesetzter Uranmunition wurden von eben jenen politischen Kräften zynisch einkalkuliert, die heute vorgeben, die Zivilisation zu verteidigen.

Die Anschläge in Moskau und die barbarische Frauenunterdrückung in Afghanistan waren für das Weiße Haus über Jahre kein Grund, dem Talibanregime Hochtechnologiewaffen und Geld zu versagen. Nein, es geht nicht um Aufrechnung, und darum darf es auch gar nicht gehen. Es geht um Vermeidung von Einäugigkeit. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer. Für Bush's Politik empfinde ich keinerlei Solidarität, auch keine kritische, sondern gar keine!

Es ist kein Antiamerikanismus, über die Urschachen zu reden, weshalb der Supermacht USA und der NATO in weiten Teilen der Welt purer Haß entgegenschlägt. Die Demütigung und unendliche Ausbeutung der Dritten Welt gehört zum Thema, ebenso wie die aktuelle Bedrohung des Weltfriedens.

Die gewaltige US-Militärmachinerie ist in Bewegung gesetzt, ein langfristiger Feldzug mit vielen Toten wurde angekündigt. Auch wenn die Töne inzwischen diplomatischer klingen: zurückgemommen wurde nichts. Was hier vorbereitet wird, ist kein Kampf gegen den Terrorismus, sondern neuer Terror. Und dabei geht es nicht nur um Rache, sondern auch um Öl und strategisch bedeutsame Stützpunkte. Das ist Kriegspolitik nach außen und - hört man beispielsweise Schily - so hat man den Eindruck, dies will er auch im Innern absichern!

Der Gruselkatalog polizeistaatlicher Aufrüstung, der unter der Rubrik 'Terroristenbekämpfung' jetzt auf dieTagesordnung kommt, ist alles andere als neu. Neu ist, daß kaum noch einer zu widersprechen wagt. Das betrifft auch Kriegseinsätze deutscher Soldaten.


"Ich verstehe einfach nicht, daß nicht viel mehr Leute ... Fragen stellen."

Ulrike Folkerts, 'Tatort'-Kommissarin, in Berlin anläßlich der Demonstration 'Kein Krieg! Aufstehen für den Frieden' im ZDF in der Sendung 'heute' am 13.10.2001

Ich finde den Krieg Scheiße, weil Krieg hat noch nie was gebracht, und ich verstehe einfach nicht, daß nicht viel mehr Leute sich darum kümmern, Ursachen zu bekämpfen, und mehr Fragen stellen.


"Es ist ... sehr wichtig, daß wir Feinde haben. Deshalb erschaffen wir immer wieder neue."

Gore Vidal, amerikanischer Schriftsteller, in einem Gespräch in der 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' am 18.10.2001

Die amerikanische Bevölkerung will keine Kriege. Die Führung der Vereinigten Staaten, die Eigentümer dieses Landes müssen jedoch Kriege führen, sonst bekommen sie nicht das nötige Geld für das Pentagon, Summen, die dann an Boeing und Lockheed weitergereicht werden. Es ist also sehr wichtig, daß wir Feinde haben. Deshalb erschaffen wir immer wieder neue. Das amerikanische Volk weiß dagegen nicht einmal, wo die entsprechenden Länder auf der Landkarte liegen. Wir haben ja kein öffentliches Bildungssystem, der Durchschnittsamerikaner hat fast überhaupt keine Bildung. Die Angehörigen der Upper Class sind natürlich besser ausgebildet, aber sie sind auch mit Propaganda vollgepumpt. Deshalb stecken wir in all diesen Schwierigkeiten, und das Volk weiß gar nicht, wie sehr es hinters Licht geführt wird.

Die Vereinigten Staaten neigen dazu, ausländische Individuen zu dämonisieren: Sie sind drogenabhängig, betrügen ihre Frauen, tragen Frauenkleider und so weiter. General Noriega, der Staatschef von Panama, war angeblich der Schlimmste von allen, der Herrscher über Drogenverbindungen in alle Welt, sagte damals Präsident Bush. Dies ist unsere Spezialität. Nur weil wir unsere Gegner dämonisieren, können wir all diese Kriege führen - seit 1945 sind es rund dreihundert. Seit Pearl Harbor hat uns kein Staat überfallen. Wir haben gegen andere Länder immer als erste losgeschlagen. Und wir hatten immer eine Entschuldigung dafür parat. Diese Länder beherbergten Terroristen oder sie schickten sich an, die freie Welt zu verlassen und kommunistisch zu werden. Mit solchen Begründungen hat Clinton eine Aspirinfabrik im Sudan bombardiert.

Wir haben keine repräsentative Regierung. Das Volk ist nicht vertreten. Und wir haben keine politischen Parteien. Wir haben ein Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln, einer nennt sich Republikaner, der andere Demokraten. Aber beide werden von den großen Unternehmen finanziert. Die Republikaner stehen viel weiter rechts, sind reicher und vertreten die Kriegsinteressen wahrscheinlich etwas stärker als die Demokraten. Aber das ist der einzige feine Unterschied, den man ausmachen kann. Jeder Abgeordnete wird bezahlt, denn die Kosten für Fernsehauftritte vor den Wahlen sind enorm. Die besser aussehenden Rechtsanwälte werden üblicherweise in den Senat oder ins Repräsentantenhaus geschickt. Das Volk hat aber überhaupt keine Verbindungen zu ihnen. Natürlich gibt es Ausnahmen, vor allem in den kleineren Staaten, in denen die Kosten nicht so hoch sind. Aber ein kalifornischer Senator vertritt im allgemeinen Aerospace, den Krieg, Marschflugkörper und Atomwaffen...


"Beide verwenden die gleiche Sprache, reden von Gut und Böse."

Arundhati Roy, indische Schriftstellerin, im ARD-Fernsehen in der Sendung 'Monitor' vom 18.10.2001

Bei dieser Operation, die zuerst 'unendliche Gerechtigkeit' und dann 'anhaltende Freiheit' genannt wurde, fragen wir in der Dritten Welt: 'unendliche Gerechtigkeit' für wen? Wir haben erfahren müssen, dass 'unendliche Gerechtigkeit' für einige unendliche Ungerechtigkeit für andere und 'anhaltende Freiheit' für einige anhaltende Versklavung für andere bedeutet. Ich glaube also, dass die an dieser Operation beteiligten Staatsmänner überhaupt nicht verstanden haben, worum es hier wirklich geht. Wir erleben nicht nur einen Krieg am Boden und in der Luft, sondern einen Propagandakrieg.

Wenn ich sage, dass die amerikanische Regierung dieses [die Anschläge] selbst mitverschuldet hat, glaube ich das in der Tat. Das soll aber nicht heißen, dass die amerikanische Regierung die einzige Regierung ist, die jemals Fehler gemacht hat. Alle anderen Regierungen haben auch Fehler gemacht. Nur ist die Regierung der USA so mächtig und so stark, dass auch ihre Fehler ganz gewaltig sind und Folgen für die ganze Welt haben.

[Angesprochen darauf, dass sie ein Tabu gebrochen habe, als Sie den amerikanischen Präsidenten Bush mit Osama Bin Laden verglichen habe:] Ja, ich hoffe, ich habe ein Tabu gebrochen, denn ich bin dieses Tabu satt. Ich bin es wirklich leid, mit Lügen und Propaganda abgespeist zu werden und glaube, dass der eine vom anderen geschaffen wurde. Ich meine das nicht persönlich, nicht die Personen George Bush und Osama Bin Laden, sondern die beiden als 'Firmenchefs' der 'Unternehmen', die sie beide repräsentieren. Ich denke, wenn der amerikanische Präsident sagt: 'Entweder seid Ihr mit uns oder aber auf Seiten der Terroristen', so ist das ist eine inakzeptable Alternative für die Menschen auf der Welt. Als ob eine Micky-Maus-Kultur mit Kernwaffen gegen einen Terroristen steht, der sich als islamischer Fundamentalist geriert, aber mit Religion nichts im Sinne hat. Warum soll die Welt sich zwischen diesen beiden Dingen entscheiden?

Da ist jemand einer Welt aus der Rippe geschnitten worden, die von der Außenpolitik des anderen verwüstet worden ist, und der sucht diesen anderen jetzt heim. Beide verwenden die gleiche Sprache, reden von Gut und Böse.

Was haben die Amerikaner getan? Sie haben in Afghanistan Bomben abgeworfen und 37.000 Lebensmittelpakete, nachdem sie sie gefilmt und der Weltpresse mitgeteilt hatten, was darin enthalten war: Erdnussbutter, Erdbeermarmelade, Bohnen, Plastikmesser und -Gabeln, eine Serviette und eine amerikanische Fahne. Kehren wir das Szenario einmal um: Afghanistan bombardiert New York und sagt, wir haben nichts gegen die Menschen in New York, sondern nur gegen die Regierung, aber wir müssen die Stadt bombardieren und werden einige Pakete mit Fladenbrot und Kebab und einer afghanischen Fahne abwerfen. Was würde dann geschehen? Wie soll man da jemals seine Verbitterung und sein Gefühl der Erniedrigung überwinden? Wie kann man auf so einen Gedanken verfallen?


"In Amerika benutzen alle Medien ausnahmslos dieselbe Sprache, als wäre es eine Diktatur."

Uri Avnery, Gründer der israelischen Friedensgruppe 'Gush Shalom' und Träger des Alternativen Nobelpreises 2001, im WDR-Fernsehen in der Sendung 'Polis' vom 22.10.2001

Bei dem Krieg, den Amerika erklärt hat, weiß keiner, gegen wen man eigentlich Krieg führt. Keiner weiß, wo der Feind ist und wie der Feind aussieht.

Gleichschaltung... das ist genau das richtige Wort für diese Haltung. Hier in Amerika benutzen alle Medien ausnahmslos dieselbe Sprache, kritiklos nehmen sie an, was von oben kommt, als wäre es eine Diktatur.

Sie hören in den amerikanischen Medien nichts von den kritischen Stimmen. Kein einziges Wort von Kritik, nichts. Alle plappern dasselbe nach, man kann nicht mehr den Fernseher anstellen, weil man denselben Quatsch von morgens bis abends hört, dieselbe patriotische Fahnenwedelei.

Die Reporter sind nicht am Kriegsort, sie sehen nichts, sie hören nichts, sie plappern nach, was die offiziellen Sprecher ihnen vorsagen. Es ist schlecht für einen demokratischen Staat, wenn er vollkommen kritiklos dasteht. Es handelt sich ja nicht nur darum, ob Unschuldige getötet werden oder nicht. Das ist eine wichtige moralische Frage, aber es gibt noch ganz andere Fragen, zum Beispiel: Ist das überhaut eine effektive Art, Terrorismus zu bekämpfen?


"Dabei fällt die ungeheure Diskrepanz der Art und Weise auf, wie wir Tote zählen."

Günter Grass, deutscher Schriftsteller, in der 'Aachener Zeitung' vom 23.10.2001

Wir stehen vor der Aufgabe, nach den Ursachen des Terrorismus zu forschen, was besonders den Politikern sehr schwer fällt. Sie liegen natürlich unter anderem in der gravierenden Ungerechtigkeit zwischen den Staaten des Nordens und den Ländern der Dritten Welt.

Dabei fällt natürlich die ungeheure Diskrepanz der Art und Weise auf, wie wir Tote zählen. 6000 Tote in New York und Washington sind eine schreckliche hohe Zahl. Aber die Zahl der Hungertoten jetzt in diesem Moment ist natürlich weit höher (...) Es ist faktisch so: Wir berechnen Tote in den reichen Nordstaaten zehnfach oder hundertfach höher. Das sollte unseren Blick verändern.


"Der Krieg... ist ein Verbrechen und fällt auf die Vereinigten Staaten zurück."

Elisabeth Mann Borgese (83), Tochter von Thomas Mann, Gründungsmitglied des 'Club of Rome', Professorin für Internationales Seerecht in Halifax/Canada, in einem Gespräch des Kölner Stadt-Anzeiger vom 27.10.2001 (Rubrik Fernsehen)

So gefährlich, so schlimm war die Weltlage schon lange nicht mehr, nicht seit Ausgang des Zweiten Weltkriegs. Ich bin sehr pessimistisch was die Zukunft angeht. Man kann gar nicht absehen, welche Folgen der Afghanistan-Krieg haben wird.

Die amerikanische Politik der letzten 50 Jahre ist eine Katastrophe für die Welt und für sie selber, in vielen Bereichen. Die Bombenangriffe auf Afghanistan hätten sie nie anfangen dürfen, und sie müssen gestoppt werden. Es ist eine verbrecherische Dummheit, was da gemacht wird. So kann man doch keine Terroristen bekämpfen. Jetzt wird ein armes Volk noch einmal Opfer eines Krieges, den andere führen. Es wird nichts erreicht als menschliches Elend. Der Krieg kann die Katastrophe nur vergrößern. Er ist ein Verbrechen und fällt auf die Vereinigten Staaten zurück.

Und ich weiß auch nicht, wie lange das amerikanische Volk das so mitmacht. Es kann durchaus zu Unruhen kommen.

Das Ergebnis vom 11. September ist unbeschreiblich, grauenhaft, und dass es darauf eine Reaktion geben muss, ist selbstverständlich. Aber so dumm, so stur, wie es jetzt gemacht wird, hätte es nicht sein sollen.


"Nein zum Krieg!"

Resolution des ver.di Landesbezirksvorstands NRW zum Krieg in Afghanistan - angenommen auf der Landesbezirksvorstandssitzung am 16.11.2001 in Bochum

Seit Sonntag, den 7.10.2001, bombardieren die Streitkräfte der USA und Großbritanniens neben Stellungen des Taliban-Regimes auch Städte und Dörfer in Afghanistan. Unschuldige Menschen werden getötet, Hunderttausende sind auf der Flucht. Unermessliches Leid und Elend wird über ein Land gebracht, das seit über 20 Jahren Zielscheibe der Durchsetzung von Großmachtinteressen ist und unter einem diktatorischen Regime leidet.

Wir teilen Schmerz und Trauer um die Tausenden von Opfer der Anschläge auf New York und Washington, unter denen sich zahlreiche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter befanden. Ihnen allen und ihren Angehörigen gilt unsere Solidarität.

Aber wir teilen auch die Meinung der Eltern von Greg Rodriguez, einem der Opfer des Angriffs auf das World Trade Center, die an den Präsidenten der USA schrieben: "Ihre Antwort auf diesen Angriff erleichtert nicht unsere Gefühle über den Tod unseres Sohnes. Sie belastet uns sogar. Wir haben das Gefühl, dass unsere Regierung das Andenken an unseren Sohn als Rechtfertigung dafür benutzt, anderen Söhnen und anderen Eltern neues Leid zuzufügen." (New York Times 15.9.2001)

Wir bekräftigen hiermit die Entschließung des ver.di Landesbezirksvorstandes NRW vom 22.9.2001, in der es heißt:

"Krieg ist kein geeignetes Mittel der Politik.Wir brauchen jetzt keine Interventions-, sondern Präventionsstrategien, denn die Wurzeln der Gewalt und des Terrors liegen oft in der Ungleichheit und sozialer Ungerechtigkeit."

Der internationale Terrorismus ist nicht mit militärischen Schlägen zu besiegen. Dem Terrorismus muss durch zivile Massnahmen, durch die Stärkung des internationalen Rechts und durch einen Interessenausgleich zwischen den armen und reichen Ländern der Boden entzogen werden.

Der DGB und seine Einzelgewerkschaften haben es in der Vergangenheit zu einer Leitlinie ihres Handelns gemacht, dass von deutschem Boden kein Krieg mehr ausgehen darf. Der DGB hat sich in seiner Satzung der Verwirklichung und Erhaltung des Friedens und der Freiheit im Geiste der Völkerverständigung verpflichtet.

Wir lehnen es deshalb ab, dass der deutsche Bundestag auf Antrag der Bundes-Regierung dem Nato-Bündnisfall beigepflichtet und am 16.11.2001 die Entscheidung getroffen hat, deutsche Soldaten in diesen Krieg zu schicken.

Wir fordern deshalb:
  • Nein zum Krieg - keine Entsendung deutscher Soldaten !
  • Keinen Pfennig aus dem Bundeshaushalt für den Krieg !
  • Kein Abbau demokratischer Rechte und Freiheiten !
  • Wir wissen, dass die Verhinderung des Krieges das aktive Handeln der Gewerkschaften verlangt. Der DGB und seine Einzelgewerkschaften müssen an der Spitze der Bewegung gegen den Krieg in Deutschland stehen.
  • Deshalb fordern wir den ver.di Gewerkschaftsrat auf, gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Kräften, Mobilisierungen gegen den Krieg und die deutsche Beteiligung bundesweit zu initiieren und zu unterstützen.

...aus der Gefolgschaft US-amerikanischer Vorherrschaftsansprüche lösen...

Erklärung des Landesbezirksvorstands verdi-Baden-Württemberg zu Terrorismus und Krieg nach dem Sturz der Taliban - beschlossen am 27.11.01 bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung

Nach langer solidarischer und offener Diskussion hat der Landesbezirksvorstand verdi-Baden-Württemberg am 27. Nov. 2001 folgende Erklärung zu Terrorismus und Krieg nach dem Sturz der Taliban verabschiedet und legt sie dem Gewerkschaftsrat (am 6.12) zur Beschlussfassung vor

Krieg als Befreiung?

Der Sturz des grausamen Taliban - Regimes ist für viele Menschen, insbesondere für die Frauen in Afghanistan eine Chance der Befreiung. Sie ermöglicht auch die Wiederaufnahme der Lebensmittelversorgung der hungernden Bevölkerung. Dennoch stellen sich Fragen: rechtfertigen auch gravierendste Menschenrechtsverletzungen den kriegerischen Angriff auf ein Land? Wenn ja, wie viele Kriege wären dann nötig? Rüsten die USA nicht schon wieder fragwürdige Warlords auf, wie zuvor die Taliban, die wieder neue Kriege provozieren?

Elend und Tod

Wie in allen Kriegen erweist sich auch der Afghanistanfeldzug nicht als kurz und schmerzlos, sondern als brutaler und blutiger Krieg, der bereits jetzt die Zahl der in Ground Zero Begrabenen um ein Vielfaches übersteigt. Ohne dass es eines der Opfer von New York und Washington wieder lebendig gemacht hätte, sind Tausende Soldaten den Kriegstod und viele Tausende ganz anonym den Hungertod gestorben, weil die Lebensmittelversorgung, von der fast das ganze Land abhängt, fast zwei Monate unterbrochen war. Ohne ein Wort der Kritik der Bundesregierung haben die USA flächendeckend und mit Streu- und Splitterbomben bewusst auch den Tod von Zivilisten in Kauf genommen, die genauso unschuldig sind wie die Opfer der Terroristen.

Krieg gegen Terror?

Immer deutlicher wird, dass das offizielle Ziel, den Terrorismus militärisch zu bekämpfen, um weitere Terroropfer zu vermeiden, mit Krieg, und erst recht mit einem solchen Krieg, nicht zu erreichen ist. Die USA setzen sich zunehmend völkerrechtlich ins Unrecht, verstoßen gegen elementare Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit, indem sie einen Krieg in Form staatlicher Selbstjustiz führen oder mutmaßliche Terroristen nur noch von Militärgerichten aburteilen lassen wollen. Sie bestärken damit mehr und mehr das Vorurteil, mit zweierlei Maß zu messen, wenn es um das Leben von AmerikanerInnen und Menschen afghanischer oder arabischer Herkunft geht.

Dies ist vielmehr ein Krieg, der den Terror fördert. Er steigert den Hass gegen die westliche Welt und macht Terroristen zu dem was sie immer gern sein wollten: zu Helden und Märtyrern der Armen und der Verlierer der neoliberalen Globalisierung.

Krieg und Interessen

Wer das Terrorismusproblem lösen will, muss bei seinen Ursachen, der angewachsenen globalen Verteilungsungerechtigkeit ansetzen. Dies ist zwar ein langfristiges Ziel, das aber bereits hier und jetzt hätte aufgegriffen werden können. Stattdessen wurde auf der WTO-Konferenz in Katar der Kurs der Deregulierung und Privatisierung verschärft. Das Runterdumpen der Klimastandards bei der Weltklimakonferenz in Marakesch wurde fortgesetzt. Die USA sind weiterhin nicht bereit, einen Beitrag zum internationalen Klimaschutz zu leisten. Sie nehmen eine weitere Erderwärmung in Kauf, die die Verhältnisse in den armen Ländern weiter zuspitzen wird.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es in diesem Krieg auch um die Verteidigung des Status Quo zwischen Arm und Reich auf der Welt geht. Beunruhigen muss auch, dass sich die Konflikte immer dort entzünden, wo geopolitische Interessen auf dem Spiel stehen: in der Nähe neu entdeckter Erdölvorkommen oder, wie am Horn von Afrika, wo internationale Verkehrswege von wirtschaftsstrategischer Bedeutung sind.

Die Entgrenzung des Krieges

Dieser Krieg hat längst nicht mehr den Charakter militärisch flankierter polizeilicher Maßnahmen einer Täterverfolgung wie ihn viele auch pazifistisch orientierte Menschen akzeptieren würden. In diesem Krieg haben sich innerhalb weniger Wochen die Kriegsziele verschoben: aus einer Militäraktion zur Ergreifung eines mutmaßlichen Terroristen wurde der völkerrechtlich nicht mehr gedeckte Flächenkrieg gegen ein Land. Kaum sind die Taliban geschlagen, beginnen die USA bereits, neue Kriegziele abzustecken. Aus einem anfangs noch mit einer, wenn auch nicht eindeutigen, Unterstützung der Vereinten Nationen geführten Militäreinsatz wird der im eigenen Interesse und Ermessen geführte Krieg der verbliebenen Weltmacht zur Absicherung ihrer globalen Einflußsphären.

Die Mehrheit des Bundestages hat mit ihrem überstürzten Beistandsbeschluss und der Ermächtigung zum Bundeswehreinsatz bedingungslose Solidarität mit den USA zum Ausdruck gebracht und sich damit zum Assistenten einer zunehmend ausufernden Kriegspolitik gemacht.

Wieder deutscher Herbst?

In der Folge des 11. September sind auch in Deutschland sogenannte Maßnahmen der inneren Sicherheit beschlossen worden, die teils weit über das Ziel des Schutzes gegen Terrorismus hinausschießen, teils weit daran vorbeigehen. Noch bedrohlicher für die Demokratie ist die Beschneidung eines offenen Klimas der Meinungsbildung. Von Pressefreiheit kann in vielen kriegsbeteiligten Ländern kaum noch geredet werden. Der Anpassungsdruck in der öffentlichen Meinungsbildung, in den Parteien und vielen Institutionen ist vielen unerträglich geworden. Die Meinungsbildung in Parteien und Parlament spiegelt bei weitem nicht die Sicht großer Teile der Bevölkerung, gerade auch der gewerkschaftlichen Basis wieder.

Anpassung an den Regierungskurs und auch Schweigen zu diesen wichtigen Entwicklungen wird der gewerkschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Die Gewerkschaften müssen Sprachrohr einer außerparlamentarischen Friedensopposition werden. Sie müssen sich auf die Seite von Globalisierungskritik und der damit verbundenen Kriegskritik stellen. Zu beiden Themen zeichnet sich eine neue Politisierung der Jugend ab. Für die Gewerkschaften könnten sich neue Zugänge zu den Themen und Diskussionen einer Generation ergeben, zu der sie weitgehend den Kontakt verloren haben.

Die deutsche Rolle

Die vielleicht entscheidende Veränderung im Zuge des 11. Septembers ist die Durchsetzung einer neuen Rolle Deutschlands in der Weltpolitik. Sie wird als "Erwachsenwerden" beschrieben und stellt die bisherige Position der militärischen Zurückhaltung und Beschränkung der Bundeswehr als Verteidigungsarmee als Jugendsünde und die gleichberechtigte Beteiligung an den Kriegen dieser Welt als "Normalisierung" dar.

Gerade den Gewerkschaften fällt jetzt die Rolle zu, den Geschichtsvergessenen entgegenzutreten und sich dafür einzusetzen, dass Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit jetzt erst Recht eine besondere Rolle in der Welt zu spielen hat, nämlich die der Deeskalation, der präventiven Friedenssicherung, der zivilen Konfliktlösung. Deutschlands Rolle ist nicht die bedingungslose Solidarität an der Seite einer imperial handelnden Weltmacht, sondern die Unterstützung von Vereinten Nationen, die sich weiter demokratisieren müssen, als globaler staatlicher Institution mit eigenem Gewaltmonopol.

Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf,
  • keine deutschen Verbände zur Unterstützung dieses Kriegs zu entsenden, sich für die Einstellung der Flächenbombardements einzusetzen und sich unmissverständlich gegen eine Ausweitung des Kriegs auf weitere Staaten auszusprechen,
  • ihre Bemühungen um eine zivile Nachkriegsordnung zu verstärken,
  • der unverhältnismäßigen Einschränkung bürgerlicher Freiheiten und dem Anpassungsdruck in Politik, Parteien und öffentlichen Einrichtungen entgegenzuwirken,
  • sich aus der Gefolgschaft US-amerikanischer Vorherrschaftsansprüche zu lösen und stattdessen im Verbund einer friedensorientierten europäischen Außenpolitik auf die Herausbildung eines Gewaltmonopols demokratisierter Vereinter Nationen hinzuwirken
  • hier und jetzt ernstzunehmende Schritte gegen die im Zuge der deregulierten Globalisierung gewachsenen weltweiten Verteilungsungerechtigkeiten zu unternehmen.

Nicht gehaltene Rede des US-Präsidenten G. W. Bush
nach dem 11. September 2001

Denkzettel Nr. 1 der Pax-Christi-Gruppe Erftstadt zum Weihnachtsfest 2001, unter Verwendung eines Flugblatts der Heidenheimer Friedensgruppe

Am 11. September 2001 hat sich die Welt verändert. Uns ist durch unfassbaren Terror Schreckliches geschehen. Dies ist eine Stunde der Trauer, aber auch der Selbstbesinnung. Feierlich erkläre ich heute vor dem amerikanischen Volk und der ganzen Welt, dass wir Amerikaner keinem Land der Erde etwas auch nur annähernd so Furchtbares zufügen werden.

Da gibt es Leute, die uns so sehr hassen, dass sie uns mit Terror überziehen und wahllos unschuldige Menschen töten. Doch von solchen Menschen lassen wir uns nicht das Gesetz unseres eigenen Handelns aufzwingen. Sie sind vom Hass geblendet. Wir aber werden uns nicht dem Hass hingeben. Wir werden Terror nicht mit neuem Terror beantworten.

Da haben uns Leute einen Krieg erklärt, aber wir lassen uns keinen Krieg aufzwingen. Diese Anschläge waren ein Angriff auf alle zivilisierten Werte, die wir kennen. Wir aber werden uns unsere Zivilisation nicht nehmen lassen. Wir werden eine Antwort geben, eine entschlossene, intelligente, besonnene Antwort, aber eine zivilisierte Antwort. Wie sollten wir auch glaubwürdig sein im Kampf gegen Menschenverachtung, wenn wir selbst zu menschenverachtenden Mitteln greifen?

Wir werden den Terror bekämpfen, aber nicht indem wir Rache, sondern indem wir Recht walten lassen. Wir werden vor allem keine Ängste in der arabischen Welt vor einem neuen Kreuzzug auslösen. Alte Feindbilder lassen wir hinter uns. Das 21. Jahrhundert wird nicht mit einem Krieg begonnen werden. Vielmehr wird es begonnen mit einem großen, weltweiten Bündnis und einer Offensive gegen Terror und Gewalt.

Zu diesem Zweck gehen wir gemeinsam mit allen Staaten, die uns auf diesem Weg unterstützen, vor gegen Geldwäsche, Korruption, organisierte Kriminalität sowie mafiose Verstrickungen, gegebenenfalls bis hinein in die eigenen politischen Strukturen. Wir werden international polizeilich zusammenarbeiten, geplante Anschläge aufdecken und Verdächtige überwachen.

Um dem Terror aber langfristig den Boden zu entziehen, engagieren wir uns ab sofort mit allen politischen und finanziellen, personellen und moralischen Kräften für die sozialen und demokratischen Rechte in unserem Land und auf der ganzen Erde. Wir fordern den Schutz von Minderheiten ein, in welchem Land auch immer. Alle Staaten sind aufgerufen, für die Einhaltung der Menschenrechte zu sorgen, Folterkeller unverzüglich aufzulösen, Sklaven- und Kinderarbeit zu bekämpfen und Frauenrechte zu gewährleisten. Diese Forderung ist nicht verhandelbar.

Weiter ordne ich den sofortigen Stopp sämtlicher Waffenlieferungen aus unserem Land in Kriegs- und Krisengebiete an. Wir können nicht länger dulden, dass wir selbst denjenigen die Waffen liefern, die nachher womöglich als Terroristen den Weltfrieden aufs Spiel setzen. Die anderen Länder, die Waffen herstellen oder liefern, fordere ich zu gleichen Maßnahmen auf.

Ebenso werden von allen Ländern unverzüglich Programme ins Leben gerufen, die Hunger und Armut zum Feind Nummer Eins der Menschheit erklären. Solange 24 000 Menschen täglich verhungern bzw. an den Folgen von Unterernährung sterben, kann es keinen Frieden geben. Die Grundrechte auf Nahrung, Obdach, Bildung und eine ordentliche medizinische Grundversorgung sind unverzüglich zu gewährleisten. Diese Forderung ist nicht diskutierbar, denn sie ist bereits der erklärte Wille der Weltgemeinschaft in der Charta der Vereinten Nationen. Wir geben dafür 10 Milliarden Dollar; und wir fordern alle Millionäre und Milliardäre in der Welt auf, mindestens den zehnten Teil ihres Vermögens dem gleichen Zweck zur Verfügung zu stellen. Aber schon ein Prozent des Einkommens der reichsten 200 Personen der Erde würden 8 Milliarden Dollar erbringen, die den oben genannten Zielen zugute kommen könnten. So könnten wir sehr bald sichtbare Erfolge verzeichnen. Zu den weiteren Maßnahmen in diesem Bereich gehören: die Bekämpfung der Seuche Aids, vor allem in Afrika; Re-Integrationsprogramme für ehemalige Kindersoldaten; das Gleiche für Kinderprostituierte; der Kampf gegen Drogenmissbrauch und Drogenhandel; Hilfe für Koka- und Opiumbauern, um auf Grundnahrungsmittel umsteigen zu können; Programme für Infrastruktur und Bildung in sämtlichen Armenvierteln.

Weitere 5 Milliarden Dollar investieren wir in Begegnungsstätten für unterschiedliche Nationen, Rassen, Regionen und Kulturen im Zeichen einer Kultur des Friedens, in Friedensforschung und Friedensarbeit. Alle Religionen fordern wir auf, ein Zehntel ihrer Mittel der innerreligiösen Verständigung und Begegnung zur Verfügung zu stellen. Wir fordern alle Religionen zu Toleranz und Frieden untereinander auf. Wir appellieren aber auch an alle nicht-religiösen Menschen, sich gemeinsam mit den Religionen auf die Grundwerte der Humanität zu besinnen und dafür zu arbeiten.

Früher haben wir Kriege geführt oder Regierungen beseitigt, die uns nicht genehm waren. An dieser Stelle möchte ich im Namen des amerikanischen Volkes allen davon betroffenen Menschen und Völkern mein tiefstes Bedauern aussprechen. Es war ja auch ein 11. September, der des Jahres 1973, als wir in Chile mit Hilfe unseres Geheimdienstes die Regierung Allende entmachteten, eines Präsidenten, der jedem Kind täglich einen halben Liter Milch zukommen ließ. Wir bedauern, dass wir in den Ländern Lateinamerikas Regimes gestützt haben, die mit Diktatur und Folter ihr Land knechteten. Dies ist einer humanen, demokratischen Weltmacht unwürdig. Es tut uns Leid, dass wir Vietnam im Namen der Freiheit "entlaubt" und hunderttausende Menschen getötet haben. Ich entschuldige mich auch beim irakischen Volk für die Millionen von Opfern, vor allem Kinder, die in der Folge unseres Golfkrieges gestorben sind an Unterernährung und an Missbildung durch die von uns verwendete Uranmunition. Heute, da wir wissen, was unschuldige Opfer erleiden müssen, versprechen wir, dass wir Menschenleben nie mehr als "Kollateralschäden" betrachten werden. Jedes menschliche Leben ist unendlich wertvoll.

Aber auch jedes andere Leben auf dieser Erde ist wertvoll und schützenswert. Daher stellen wir uns als Nation nicht länger gegen das Kyoto-Protokoll zum Schutz des Weltklimas, sondern werden alternative Energien fördern, die Schadstoffmissionen drastisch reduzieren und den armen Ländern helfen, intelligentere Lösungen für ihre Energieversorgung zu finden als wir sie praktiziert haben. Der sofortige Ausstieg aus der Atomenergie ist in diesem Zusammenhang dringend erforderlich, schon weil Atomkraftwerke Zielscheiben für terroristische Angriffe werden könnten. Wir werden aber auch helfen, nach Wasser in der Wüste zu bohren, Solar- und Windenergie fördern und weltweit Aufforstung betreiben. Hierfür geben wir weitere 5 Milliarden Dollar, die dem Weltfrieden mehr dienen werden als der Aufmarsch und die Aktivierung riesiger Streitmächte und Vernichtungswaffen.

Weiter erkläre ich heute: Wir werden auf jeden Vorherrschaftsanspruch verzichten. Ich habe einen Traum: den Traum von einer Welt, in der Freiheit und Recht nicht nur die Freiheit und das Recht der Mächtigen und Reichen sind. Gemeinsam mit allen Menschen, Organisationen und Regierungen, die an einer besseren Zukunft für unsere Kinder arbeiten wollen, nützen wir diese historische Stunde, damit größtmögliche Wohlfahrt, Gerechtigkeit, Friede - und dadurch Sicherheit - möglich werden. Das amerikanische Volk hat mir die Vollmacht übertragen, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Ich habe mich in der Verantwortung vor Gott, meinem Volk und der Zukunft meiner Kinder für diesen radikalen Kurswechsel entschieden.

Wir sind nur Menschen und werden nicht alles Böse aus der Welt schaffen können. Aber ich habe eine Vision, der ich folgen werde. Und ich rufe alle Menschen guten Willens auf: Helfen Sie mir dabei, eine bessere Welt zu gestalten. Wir können nur das Menschenmögliche tun, aber dies können und werden wir tun.

Gott segne uns.

Idee: Luise Hoffmann-Grotz, Feldberger Weg 13, 79379 Müllheim.
Ausführung: Dagmar Hoffmann, Wildstr. 1, 89522 Heidenheim.
Dies ist ein Flugblatt der Heidenheimer Friedensgruppe. Die Weitergabe und Verbreitung ist erwünscht.



Kann man Bush mit Hitler vergleichen?

Johannes Grashof, Pfarrer in Bedburg-Kirchbeuren, in einem Leserbrief im Kölner Stadt-Anzeiger vom 15.10.2002

Kann man Bush mit Hitler vergleichen? Unterschiede zwischen beiden sind jedenfalls offensichtlich.

Hitler mußte aus dem Völkerbund austreten, um die Gemeinschaft mit der zivilisierten Welt aufzukündigen. Bush kann die UN kalt lächelnd auffordern, seine Brachialpolitik zu unterstützen oder mit dem Rest der Welt in Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Hitlers Schergen mußten sich, als alles vorbei war, vor einem internationalen Gericht verantworten. Bush sorgt schon fleißig dafür, daß seinen 'Jungs' so etwas nicht passieren wird.

Hitler wollte die Welt beherrschen. Bush beherrscht sie.

Wen wundert's, daß die amerikanische Öffentlichkeit es als Beleidigung auffaßt, wenn - wie kürzlich durch eine deutsche Ministerin geschehen - der mächtigste Mann der Welt mit einem gescheiterten Regionaldespoten auf eine Stufe gestellt wird!


Die lang erwartete Rede des Ariel Scharon

Denkzettel Nr. 4 der Pax-Christi-Gruppe Erftstadt zum Weihnachtsfest 2002 - Eine Vision von Ulrich Harbecke

An diesem Abend saßen alle Bewohner Palästinas vor dem Fernseher oder an den Radios. Im Verlauf des Tages hatte es sich herumgesprochen, Premierminister Ariel Scharon wolle eine Rede halten. Sie werde ein ganz neues Kapitel in der Geschichte des Landes aufschlagen und die Spirale der Gewalt beenden.

Liebe Landsleute,

was ich Ihnen zu sagen habe, ist schwierig und einfach zugleich. Es ist schwierig, weil es so einfach ist. Sie alle kennen das. Man steht wie vernagelt vor einem Problem, und obwohl man es seit Jahrzehnten nicht lösen kann, versucht man’s immer wieder auf die gleiche komplizierte Weise. Es kann doch nicht sein, denkt man unbewusst, dass es einen einfachen Weg geben soll, wenn das Ziel schon so lange und trotz so vieler Opfer nicht erreichbar war.

Aber mir ist da eine Idee gekommen, ganz plötzlich, und ich zögere nicht, sie Ihnen mitzuteilen. Man kann sich gegenseitig umbringen, es muss aber nicht sein. Man kann sich bedrohen, verfolgen, terrorisieren und gegenseitig ermorden, aber - man glaubt es kaum - man kann es auch lassen.

Ja aber, werden Sie sagen, es geht doch um das Land und die Stadt, es geht doch um die Siedlungen, um Jerusalem, den Tempelberg und das Jordanwasser, es geht doch um eine vieltausendjährige Vergangenheit. Das wäre doch Verrat an den Vätern, Verrat an den Toten der Vergangenheit, Verrat an den Kindern und Kindeskindern, denen eines Tages das Land und die Stadt gehören sollen.

Ich weiß, ich weiß, aber, liebe Landsleute, es geht trotzdem, und ich will erklären, wie: Wir leben in einem kleinen, kargen Land. Da ist viel Wüste und ein Totes Meer, aber es gibt auch Felder und Olivenhaine, Sonne und Wasser. Und es gibt uralte Städte, Burgen und Paläste, Häuser und Straßen, Tore und Brunnen. Und es gibt Orte göttlicher Nähe, Stätten des Leids und der Auferstehung, Stätten menschlicher Begegnung, des Geistes, der Klage und der Freude. Es ist ein Land voller Wunder und Geheimnisse, ein Land des Aufbaus und der Gemeinschaften, ein Land voller Kraft und Geduld.

Es hat sich als unpraktisch herausgestellt, dieses Land aufzuteilen. ‚Autonome Gebiete’ bedeuten Grenzen, Kontrollpunkte, Misstrauen, Angst und eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Sie bedeuten weite und gefährdete Wege zu den Arbeitsplätzen, zu Freunden und Verwandten. Sie behindern und ängstigen auch Gäste und Touristen, und vor der ganzen Welt stehen wir da als verzogene Kinder, die sich in ihrem Sandkasten nicht einigen können. Nach langem Nachdenken kam mir eine bessere Idee.

Ab morgen gehört das ganze Land allen. Sie haben richtig gehört. Jeder darf siedeln und wohnen, reisen und arbeiten, wo er will. Auch die Flüchtlinge können zurückkehren. Jeder darf leben, wie er es mag, seine Feste feiern, nach seinen Rezepten kochen. Alle Wege stehen offen. Schulen und Universitäten, Betriebe und Sportvereine, Kinos und Kirchen sind zugänglich für jeden. Das Land ist kein Flickenteppich mehr, wo jeder voller Angst und Hass ein paar Quadratmeter verteidigt. Ab morgen ist es ein großer, gemeinsamer Lebensraum. Warum teilen, wenn man das Ganze haben kann? Warum sich mit Wenigem bescheiden, wenn man das Viele und Weite genießen kann? Warum angstvoll hinter Zäunen, Gräben und Mauern hocken, wenn man die kleine Zeitspanne des menschlichen Lebens in Würde, Freiheit und Freude verbringen darf? Niemand verliert etwas. Alle gewinnen. Das ist ein guter Handel, denke ich.

Was für das Land gut ist, kann für die Stadt nicht schlecht sein. Jerusalem ist die heilige Stadt dreier Weltreligionen. Hier sind sie sich nahe wie nirgendwo sonst. Hier können sie zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Hier erprobt Gott, wie viel sie von seiner Botschaft verstanden haben. Und sie verehren doch den gleichen Gott. Welch ein Unsinn, diese wunderbare Stadt aufzuteilen in winzige Viertel, die sich gegenseitig belauern und erschrecken!

So gibt es gleich auf Anhieb gute Gründe, den neuen und einfachen Weg zu gehen. Es gibt weitere, die ich nicht verschweigen möchte. Vor kurzem machte ich eine peinliche Entdeckung. Wir Israelis waren mit der Buchführung durcheinander gekommen. Wir wussten nicht mehr, ob der nächste Vergeltungsakt ein Angriff war oder der kommende Angriff ein Vergeltungsakt. Ich rief daraufhin Herrn Arafat an. Auch er war sich nicht mehr ganz sicher. Als wir gemeinsam versuchten, zurück zu rechnen, stießen wir auf ein anderes Problem: Terrorakte sind nicht präzise kalkulierbar. Die Zahl der Opfer und Schäden, die Summe des Leids und der Trauer sind nicht so genau abzuschätzen, dass man verlässlich planen und agieren könnte. Dauernd riskiert man, zu weit zu gehen, was dann auch den Gegner zu Überreaktionen veranlasst. Man will Erwachsene treffen, aber man trifft ein Kind. Man will nur ein Haus sprengen, aber es sind Menschen darin. Und schon kommt man durcheinander. - Am Ende hat niemand mehr den Überblick. - Es muss einen besseren Weg geben, dachte ich mir, und es gibt ihn. Es gibt ihn wirklich.

Wir lassen das ganz einfach mit dem Terror und Gegenterror. Es kostet zuviel Menschenleben und Güter. Es verdirbt die Stimmung. Man traut sich nicht mehr auf die Straße. Man sitzt nicht mehr unbeschwert im Café, am Strand, in der Disco oder im Bus. Das Leben wird eine einzige Flucht. Ich denke vor allem an die Kinder. Wer kann ihnen noch in die Augen sehen? Wer kann ihnen den Sinn des Tötens erklären? Ich frage die Mütter: Welches Ziel kann die qualvolle Angst eines Kindes rechtfertigen?

Überhaupt möchte ich mich an die Frauen und Mütter wenden. Sie sollten die Sache in die Hand nehmen. Sie wissen genauer, worauf es ankommt. Sie finden leichter ein Thema, über das man sich unterhalten kann. Sie kennen die Marktpreise und die Krankheiten der Kinder. Sie halten das Haus in Ordnung. Sie sind nahe am Leben und wissen auch, wie man wütende Männer besänftigt.

Es gibt noch einen Grund, den neuen und einfachen Weg zu gehen: Er ist billiger. Wir brauchen keine Waffen mehr, müssen keine Bomben basteln, keine Bunker bauen. Wir können das Geld für vernünftige Dinge ausgeben, für den Wiederaufbau der zerstörten Häuser, für Kindergärten und Schulen, für Wasserleitungen und Plantagen, für Forschung und Lehre. - Wenn wir nicht mehr auf einander schießen, wenn unser Land das gelobte Land aller seiner Bewohner ist, dann kommen auch wieder die Pilger und Touristen. Sie bringen Geld und Arbeit. Sie kommen mit ihrem kleinen Traum vom Heiligen Land, und sie gehen mit dem größeren Traum von einer Welt, in der Menschen friedlich zusammenleben, weil sie einander achten und sich nicht mit dem ärmlichen Teil begnügen, wo ihnen allen doch das reiche Ganze gehört.

Liebe Landsleute, in der vergangenen Nacht bin ich einsam über den großen Friedhof von Jerusalem gegangen. Ich wollte sie fragen, die vielen Toten der vergangenen Kämpfe, die jungen Männer und Frauen, die von Kriegen und Bomben zerrissen wurden, die Kinder, die schuldlos und ahnungslos zwischen die Fronten gerieten, die Greise, die in Trauer und Qual erstickten. Ich wollte sie fragen, ob wir ein Recht hätten, den neuen Weg zu gehen, ob wir vor ihnen bestehen könnten, wenn wir die lange Spur des Hassens und Tötens beenden würden. Sie schwiegen wie die Toten aller Zeiten, aber es war ein beredtes Schweigen. Es konnte nur eines bedeuten: Unser Leid, unsere Angst, unsere Todesnot und die vielen gestohlenen Jahre, all die furchtbaren Opfer eines Krieges sind zu groß, als dass man uns mit Racheakten an unseren Gegnern abspeisen könnte. Das mindeste, was wir von den Lebenden für unsere Qualen erwarten dürfen, sind Versöhnung und Frieden.

Liebe Mitbewohner des Heiligen Landes, das war’s auch schon. Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben. Noch einmal zum Mitschreiben: Man kann sich gegenseitig umbringen. Man kann es aber auch lassen. - Ich freue mich auf den morgigen Tag und auf alle, die noch folgen werden. Jeder Tag wird ein Wunder sein. Aber wer in diesem Land nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.

Wir wünschen Schalom Salam Frieden

Pax-Christi-Gruppe Erftstadt
c/o Helmut Jaskolski, Kurt-Schumacher-Str. 30, Tel. 02235-5786, und Tony Schreiber, Bernhard-Letterhaus-Str. 8, Tel. 02235-77108



Nein zum Krieg - Papst warnt die Politiker der Welt vor dem drohendem Abgrund

Ansprache von Papst Johannes Paul II. am 13.1.2003 - gemäß KNA

"Exzellenzen, meine Damen und Herren,

(...) Niemals wie zu Beginn dieses Jahrtausends hat die der Mensch empfunden, wie gefährdet die Welt ist, die er selbst gestaltet hat.

2. Ich bin persönlich zutiefst beeindruckt vom Gefühl der Angst, das viele Zeitgenossen bewegt. Ein heimtückischer Terrorismus, der immer und überall zuschlagen kann; das ungelöste Problem des Nahen Ostens mit dem Heiligen Land und dem Irak; die Unruhen in Südamerika, besonders in Argentinien, Kolumbien und Venezuela; die Konflikte, die zahlreiche afrikanische Länder davon abhalten, ihre eigene Entwicklung voranzutreiben; die Krankheiten, die Ansteckung und Tod verbreiten; das gravierende Hungerproblem, vor allem in Afrika; das unverantwortliche Verhalten, das den Raubbau der Ressourcen unseres Planeten befördert: All diese Plagen bedrohen das Überleben der Menschheit, den Frieden des Einzelnen und die Sicherheit von Gesellschaften.

3. Doch alles kann sich verändern. Es liegt an jedem von uns. Jeder kann in sich sein Potenzial des Glaubens, der Redlichkeit, des Respekts für andere und der Hingabe für den Dienst am Nächsten entwickeln. Selbstverständlich liegt es auch an den politischen Führern, die zum Dienst für das Gemeinwohl aufgerufen sind. Es wird Sie nicht verwundern, wenn ich vor einer Versammlung von Diplomaten gewisse Erfordernisse benenne, die meiner Meinung nach erfüllt werden müssen, wenn nicht ganze Völker oder gar die gesamte Menschheit in einem Abgrund versinken soll.

Zunächst "Ja zum Leben!": Das Leben selbst und das individuelle Leben aller zu respektieren. Damit beginnt alles, denn das Recht auf Leben ist das grundlegende aller Menschenrechte. (...)"

[Es folgen die Respektierung des Rechts, die Pflicht zur Solidarität, das "Nein zum Tod", das "Nein zum Egoismus", KNA]

"(...) "Nein zum Krieg!" Er ist niemals ein unabwendbares Schicksal. Er ist immer eine Niederlage der Menschheit. Das internationale Recht, der ehrliche Dialog, die Solidarität zwischen Staaten, das noble Metier der Diplomatie: Dies alles sind Methoden, die des Menschen und der Nationen zur Beilegung von Differenzen würdig sind. Ich sage das im Gedanken an jene, die immer noch ihr Vertrauen in Nuklearwaffen setzen, und an die viel zu zahlreichen Konflikte, die weiter unsere Menschenbrüder gefangen halten.

An Weihnachten hat uns Bethlehem an die ungelöste Krise im Nahen Osten erinnert, wo zwei Völker, das israelische und das palästinensische, aufgerufen sind, Seite an Seite zu leben, gleichermaßen frei und souverän, im gegenseitigen Respekt voreinander. Ohne wiederholen zu müssen, was ich Ihnen im vorigen Jahr an gleicher Stelle sagte, möchte ich heute angesichts der ständigen Verschlimmerung der Krise im Nahen Osten lediglich hinzufügen, dass eine Lösung niemals unter Rückgriff auf Terrorismus und bewaffneten Konflikt zu erreichen sein wird - so als ob militärische Siege zum Erfolg führen könnten.

Und was ist zur Bedrohung durch einen Krieg zu sagen, der die Bevölkerung des Irak treffen könnte, das Land der Propheten, ein Volk, das durch mehr als zwölf Jahre Embargo bereits erschöpft ist? Krieg ist niemals ein Mittel wie andere auch, das man wählen könnte, um Differenzen zwischen Völkern zu regeln. Wie uns die Charta der Organisation der Vereinten Nationen und das internationale Recht erinnern, kann man - selbst wenn es darum geht, das Gemeinwohl sicher zu stellen - nur dann auf einen Krieg zurückgreifen, wenn es sich um das allerletzte Mittel handelt, unter Befolgung sehr strenger Bedingungen, und ohne die Folgen für die Zivilbevölkerung während und nach der Militäraktion zu vernachlässigen. (...)


Entwaffnen

Peter Handke, östereichischer Schriftsteller (gemäß 'Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.2.2003, S. 28)

Den Irak hätte man vor zehn Jahren entwaffnen müssen, als dort die Kurden gekillt und die Schiiten vernichtet wurden. Man sollte lieber Amerika entwaffnen. Das wäre die Lösung, denn die haben die schlimmsten Waffen.


Eine kranke Marionette

Elfriede Jelinek, östereichische Schriftstellerin (gemäß 'Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.2.2003, S. 28)

Bush ist krank und eine Marionette seiner Berater. (...) Amerika wird implodieren wie das alte Rom, wenn es diese dumme Politik weiterbetreibt.


Von emotionaler und geistiger Beschränkung

Peter Turrini, östereichischer Schriftsteller (gemäß 'Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.2.2003, S. 28)

Natürlich verabscheue ich Saddam Hussein, die arabische Ausgabe eines mordlustigen Revolverhelden, aber ich halte George Bush für seine westliche Entsprechung. Nicht weniger schießwütig, von gleicher emotionaler und geistiger Beschränkung.


Aznar verantwortlich für das geplante Massaker im Irak

Baltasar Garzon, spanischer Richter und Völkerrechtler, in 'El Pais', Spaniens größter nationaler Tageszeitung, in Form eines offenen Brief an den spanischen Ministerpräsidenten Aznar (gemäß Kölner Stadt-Anzeiger vom 7.3.2003, S.3)

"Vergessen Sie nicht Ihre Verantwortung für dieses Massaker, das sich ankündigt. Sie werden direkt verantwortlich sein für diesen Wahnsinn."

Garzon beschuldigt die westliche Kriegskoalition, die Aznar, Tony Blair und George Bush anführen, sich von einer "verblüffenden wie gefährlichen Schwerhörigkeit" leiten zu lassen.

Die USA "verstießen eindeutig und wiederholt gegen die Menschenrechte mit den mehr als tausend talibanischen Gefangenen", die nach dem Afghanistan-Feldzug in Lagern und im rechtsfreien Raum festgehalten würden. Garzon forderte die spanische Regierung auf, sich von den USA zu distanzieren. Jener Macht, die den Internationalen Strafgerichtshof boykottiere und die Weltgemeinschaft mit der Schaffung von "straffreien Räumen" schädige.

Wenn denn dem irakischen Diktator Saddam Hussein tatsächlich Völkermord im eigenen Land, die Produktion verbotener Massenvernichtungswaffen und Unterstützung des internationalen Terrorismus nachgewiesen werden könne - "warum wurde noch kein internationales Tribunal konstituiert, um über diese mutmaßlichen Verbrechen Saddams zu richten?"